84-jährige Oma tritt aus der Kirche aus
Immer wieder kommt es vor, dass sich ältere Menschen der Kirche zuwenden, weil diese etwas vom Weiterleben im Paradies verspricht. Sehr selten ist es dagegen, dass eine 84-Jährige noch aus der Kirche austritt. So geschehen in der letzten Woche in Niedersachsen. Was war passiert?
Die Großmutter, die sich zu ihren zwei homosexuellen Enkeln bekennt und zu diesen ein enges Verhältnis hat, hatte sich darauf aufgeregt, dass ein Pfarrer aus ihrer Nähe in der NDR-Sendung „Panorama – Die Reporter“ Homosexuelle als „Sünder“ bezeichnet und ihren „Heilung“ angeboten hatte. Daraufhin beschloss sie, der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Niedersachsen den Rücken zu kehren und in Zukunft „zu Hause zu beten“.
In ihrem Austrittsbrief erklärte sie die Haltung des betreffenden Pfarrers für „unverantwortlich“. Gerade junge Menschen, die keinen Rückhalt in ihrer Familie genössen, würden weiter verunsichert. „Wenn Menschen glücklich sind, sich lieben und sich um ihre Nächsten kümmern, dann kann es keine Sünde sein. Jedoch, gegen andere Menschen zu hetzten, ist in meinen Augen eine Sünde.“ Sie vermisse auch eine klare Distanzierung ihrer Gemeinde oder der EKD.
Ihr Enkel Kim Röhrbein hat den Brief auf der Facebook-Seite von „Enough is enough“ veröffentlicht und dort ein großes Echo ausgelöst. Inzwischen musste die Oma bereits die angereisten Reporter abwimmeln. Stattdessen hat ihr Enkel ein persönliches Statement bei Spiegel Online veröffentlicht. Darin weist er daraufhin, wie sich die Bewertung verändert, wenn etwas vor der eigenen Haustür geschieht. Mittlerweile hat sich auch der betroffene Kirchenvorstand in Bad Nenndorf „mit Entsetzen“ geäußert: „Homosexualität ist nach unserem Verständnis keine Sünde. Sie ist ein Teil der Vielfalt der Schöpfung und kann und darf gelebt werden. Wir bedauern zutiefst, dass Menschen, auch in unserer Gemeinde, in ihrer Würde verletzt wurden. Den Betroffenen versichern wir unsere uneingeschränkte Achtung.“
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