Köln
   11 Jahre
Foto: Die Kompassnadel des Schwulen Netzwerks

Darf Der Spiegel von Schwulen geehrt werden?

Seit 12 Jahren verleiht das Schwule Netzwerk NRW jedes Jahr zum Kölner CSD die Kompassnadel an Persönlichkeiten, die sich besonders um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz der schwulen Minderheit verdient gemacht haben. Nun hat das Netzwerk bekannt gegeben, dass in diesem Jahr das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ausgezeichnet werden soll.

Begründet wird die Auszeichnung damit, dass der „Der Spiegel“ schon früh „mit einer menschenbejahenden Berichterstattung zu Homosexualität begonnen hat“. In den letzten Jahren gäben die Berichte im Magazin, auf der Homepage und bei Spiegel-TV „ein ausgewogenes und realistisches Bild von schwulem Leben in Deutschland und vor allem auch in anderen Ländern, in denen Homosexuelle unterdrückt, verfolgt und ermordet werden, wieder“. Der „Spiegel“ setze sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Schwulen ein und „diene anderen Massenmedien als Vorbild für die positive Darstellung einer vielfältigen und pluralistischen Gesellschaft“.

Das Netzwerk sieht auch den Schwachpunkt in der Geschichte, nämlich die Berichterstattung des „Spiegel“ über Aids in den 80er Jahren, der als „nicht immer angemessen, auch anhaltend verletzend“ bezeichnet wird. Der „Spiegel“ habe aber bei diesem Thema einen „Lernprozess“ durchgemacht.

Genau dies bezweifelt die Deutsche Aids-Hilfe (DAH): Die „unsägliche Berichterstattung“ des Magazins habe den „Grundstein für die Stigmatisierung der Menschen mit HIV gelegt“. Betroffene hätten bis heute unter den Folgen dieser Skandalisierung zu leiden. Die Artikel seien an der Grenze zur Hetze gewesen, es gebe bis heute keine Entschuldigung. Die DAH nehme die Nachricht von der Auszeichnung „mit Entsetzen zur Kenntnis“ und werde die Preisverleihung „in keinster Weise unterstützen“.

Der NRW-Landessprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Queer der Partei Die Linke erklärte sogar, die Aids-Berichterstattung des „Spiegel“ sei „bis heute unerträglich“. Noch zum Weltaidstag 2012 habe das Magazin behauptet, der Kampf gegen die Ausbreitung von Aids in Deutschland sei „derzeit wenig erfolgreich“. Der politische Kompass des Netzwerks sei wohl ausgefallen.

Die zweite Kompassnadel für ehrenamtliches Engagement ist dagegen nicht umstritten. Ausgezeichnet wird Falk Steinborn, der seit 2009 in Dortmund das Projekt „Queerblick“ maßgeblich aufgebaut hat. Dabei können sich schwule, lesbische, bisexuelle und Trans*-Jugendliche vor und hinter der Kamera mit ihrem Coming-out und ihrer Lebenssituation auseinandersetzen.

 

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