NRW
   12 Jahre
Foto: Markus Girg

Fassungsloses Düsseldorf

Es schlug ganz große Wellen in Deutschlands Medienlandschaft: Am 1. Februar wurde der langjährige Mitarbeiter der Düsseldorfer Aids-Hilfe Carsten S. von Einsatzkräften der GSG 9 verhaftet. Der heute 31-Jährige ist "dringend verdächtigt", der "Zwickauer Terrorzelle" in den Jahren 2001 oder 2002 eine Pistole und Munition beschafft und damit "Beihilfe zu sechs vollendeten und einem versuchten Mord der terroristischen Vereinigung 'Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)' geleistet zu haben" (inqueery berichtete).
Nach Informationen von "Spiegel Online" hat Carsten S. gegenüber der Bundesanwaltschaft die Beschaffung der für die Morde verwendeten Waffe gestanden. Die Aids-Hilfe Düsseldorf hat das Arbeitsverhältnis mittlerweile beendet (inqueery berichtete).

Wenige Stunden nach seiner Verhaftung zeigte sich der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Peter von der Forst auf einer anbelangten Pressekonferenz "erschrocken darüber, dass ein Mitarbeiter von uns unter diesen Vorwürfen verhaftet worden ist." Mit seiner rechten Vergangenheit sei er offen umgegangen, von Terrorkreisen aber nie eine Rede gewesen, weshalb man ihm nach seinem Ausstieg eine Chance habe geben wollen. Ein Schritt, der im Nachhinein für Kritik aus mancher Ecke sorgte, die Deutsche Aids-Hilfe allerdings stärkte den Düsseldorfern den Rücken: "Es ehrt die Kolleginnen und Kollegen, dass sie einem jungen Mann, der glaubwürdig seinen Ausstieg aus der rechten Szene vollzogen hatte, eine zweite Chance einräumen wollten. Nun holt ihn die Vergangenheit ein, und ein Gericht wird über Schuld oder Unschuld zu befinden haben, sofern es zur Anklage kommt", erklärte jüngst Manuel Izdebski aus dem Bundesvorstand. "Als Verband stehen wir nicht nur durch Lippenbekenntnisse zum Prinzip der Resozialisierung." Dieses Prinzip gelte auch für die Anhänger der rechten Szene, sofern sie den Absprung schaffen und Reue zeigen würden. "Wie sonst will man den vornehmlich jungen Männern, die für das rechte Gedankengut empfänglich sind, einen Weg zurück in die Gesellschaft ebnen? Und warum sollte sich der Ausstieg sonst für sie lohnen?"

Der GAU blieb aus

In einem Gespräch mit der EXIT erklärten Aids-Hilfe-Pressesprecherin Yvonne Hochtritt und Puls-Leiterin Jana Hansjürgen, dass sich die Wogen nach dem anfänglichen Schock inzwischen geglättet hätten. "Auf der einen Seite wollen wir natürlich offen damit umgehen, auf der anderen Seite können wir aber nicht viel dazu sagen", so Yvonne. "Wir wissen nicht mehr als alle anderen. Und wir haben natürlich den Zwiespalt, ihn als Kollegen zu kennen und ihn als Mensch zu mögen. Und auf der anderen Seite werden wir mit diesen harten Vorwürfen konfrontiert." Jemals mit dem Thema Rechtsradikalismus in der Form konfrontiert zu werden, habe man nicht erwartet. "Wir fanden die Presse zwar teilweise reißerisch, insgesamt aber nett und verständnisvoll. Es hätte weitaus schlimmer kommen können." So seien etwa die Jugendlichen aus dem Puls nie von Reportern angesprochen worden.

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