Köln
   13 Jahre
Foto: A. & W. Bartscher / bartscher.net

Frischvermählte Schwuchteln

Die Kölner "Stunksitzung" outet erneut Papst und Kardinal, Politiker der Unionsparteien protestieren.

"Frettchen des Herrn"

Zum größten Aufreger dieser Session entwickelt sich die bereits beim Publikum zwiespältig aufgenommene Parodie auf Walter Mixa, den im letzten Jahr wegen Misshandlungs- und Veruntreuungsvorwürfen zurückgetretenen Bischof von Augsburg. Der Kabarettist Bruno Schmitz lässt seine Figur laut Berichten des "Kölner Stadt-Anzeigers" und der "Rheinischen Post" so provokante Tropfen wie "98er Pfälzer Prügelknabe" oder "Weinbrand, so weich wie ein Kinder-Popo" kosten. Damit könne man sich die "Messdiener schön saufen", ganze Gefängnistrakte seien ja voll von Priestern und in R.A.F. umbenannt worden, was für "Römisch-katholische Analfraktion" stehe.

Seinen Vorgesetzten, Papst Benedikt XVI., nennt Mixa-Schmitz ein "Frettchen des Herrn", so "dumm wie eine Rolle Oblaten". Beim Weltjugendtag 2005 in Köln hätten sich der Pontifex und Kardinal Joachim Meisner "wie zwei frischvermählte Schwuchteln über den Rhein schippern lassen". In Sachen Homosexualität habe die katholische Kirche "ganz andere Möglichkeiten – ich sag nur: Priesterseminar".

"Niveaulos und absolut primitiv"

Politiker aus den Reihen der Union reagierten postwendend. Die Darstellung von Papst und Kardinal Meisner sei "niveaulos und absolut primitiv", sagte Martin Lohmann, Chef des Arbeitskreises engagierter Katholiken in der CDU, der "Rheinischen Post". Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hielt die Nummer für einen "Ausdruck von Bosheit und Dummheit". Das sei "nicht einmal unterstes Niveau: bodenlos!"

Den Klever Künstler ficht die Kritik nicht an. "Es ist unser Job, aktuelle Vorgänge kabarettistisch zu überhöhen", so Bruno Schmitz gegenüber der "Rheinischen Post". Es gehöre zum Kabarett, "dass es manchen Leuten auch zu weit geht". Der eigentliche Skandal sei doch, was die Kirche gemacht habe, fügte Schmitz hinzu. Das müsse das Kabarett so aufgreifen, dass es "richtig wehtut".

"Stunksitzung" nicht pflegeleicht

Die vor 26 Jahren gegründete "Stunksitzung" versteht sich als kabarettistische Alternative zur "Prunksitzung" des traditionellen Kölner Vereinskarnevals. Wiederholt ist die katholische Kirche in ihr Visier geraten. Schon 2006 teilten hier Papst Benedikt XVI. und der Kölner Kardinal Joachim Meisner als schwule "Ratze und Meise" ein Bett. 13 Jahre zuvor wurde ein Kruzifix mit der Aufschrift "Tünnes" beschlagnahmt. Die entsprechenden Sketche gelten allerdings laut Gerichtsbescheid als von der Freiheit der Kunst gedeckt.

Die „Stunksitzung“ ist ausverkauft, läuft aber am 3. März um 22.00 Uhr im WDR Fernsehen. Mehr unter www.stunksitzung.de
 

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