Gesellschaft
   13 Jahre
Foto: Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Konservative Klappen

Gerade noch hatte sich die Konferenz der Landesjustizminister für eine Öffnung des Adoptionsrechts für schwule und lesbische Paare ausgesprochen, schoben CDU und CSU einer möglichen Reform den Riegel vor. Derweil sprach Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (Foto) mit dem "Spiegel" über Auswüchse des Feminismus.

Schotten dicht bei Union

Bei den Bundestags-Liberalen rannten die Landesjustizminister am Freitag offene Türen ein, ihr Vorstoß sei "vollauf zu begrüßen", bekundete der für Familienrecht zuständige Abgeordnete Stephan Thomae. "Entscheidend ist, ob zwei Partner bereit und in der Lage sind, für einander und Dritte Verantwortung zu übernehmen." Wer gleiche Pflichten habe, verdiene auch gleiche Rechte. "Lebenspartnerschaften müssen mit der Ehe gleichgestellt werden, nicht zuletzt bei Adoptionen."

Widerspruch gab es umgehend vom großen Koalitionspartner: Die rechtspolitische Diskussion dürfe sich "keinesfalls auf die Bedürfnisse und Interessen der Erwachsenen reduzieren", erklärten der stellvertretende Fraktionschef Günter Krings und die rechtspolitische Sprecherin Andrea Voßhoff für CDU und CSU. Man verkenne nicht, "dass sich auch Homosexuelle aufopfernd und liebevoll um Kinder kümmern. Dies ändert aber nichts daran, dass die unterschiedliche Geschlechtlichkeit der Eltern für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder von entscheidender Bedeutung ist" und darum nicht zur Disposition gestellt werden dürfe.

Ihre Haltung blieb in den eigenen Reihen nicht unwidersprochen. "Die Ressentiments mancher Unionspolitiker gegenüber Regenbogenfamilien sind ein regelrechter Skandal", urteilte Thomas Steins, stellvertretender Bundeschef der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). CDU und CSU müssten "ihre bisherige Blockadepolitik endlich aufgeben. Heterosexuellen allein aufgrund ihrer sexuellen Identität einen Freibrief für gute Kindererziehung auszustellen und Lesben und Schwulen nur aufgrund ihrer Homosexualität generell eine Absage zu erteilen, ist absurd."

Schröder propagiert Hetero-Sex

Die Haltung ihrer Fraktion spiegelt haargenau die Meinung von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder wieder, die hatte schon im Juli auf eine Initiative ihrer liberalen Justizkollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger geantwortet, selbst wenn auch in homosexuellen Beziehungen Kinder liebevoll versorgt werden: "Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir: Kinder profitieren, wenn sie Vater und Mutter haben. Diese Verschiedengeschlechtlichkeit ist die einzige Eigenschaft, die sowohl homosexuelle Paare wie auch Alleinerziehende naturgemäß nicht haben."

Dem "Spiegel" gab die 33-Jährige jetzt ein Interview über die von ihr wahrgenommenen Schattenseiten des Feminismus, einzelne Vorabzitate sorgten in schwul-lesbischen Blogs schon für Unruhe. Die Bücher von Alice Schwarzer habe sie für "sehr pointiert und lesenswert" gehalten, bekundete Schröder. "Etliche Thesen gingen mir dann doch zu weit: zum Beispiel, dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau." Es könne nicht sein, dass "etwas, das für den Fortbestand der Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird." Eine radikale Strömung habe die Lösung der Probleme darin gesehen, "lesbisch zu sein. Dass Homosexualität jetzt aber die Lösung der Benachteiligung der Frau sein soll, fand ich nicht wirklich überzeugend."

Für sie bedeute "Konservativismus, die Realität zu akzeptieren. Die Linken wollen die Menschen umerziehen. Wir erkennen an, dass es Unterschiede gibt, auch zwischen Mann und Frau." Gleichwohl räumte die Ministerin am Ende des Interviews ein, dass ihre eigene Karriere "in der Zeit vor dem Feminismus nicht möglich gewesen" wäre.

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