Gesellschaft
   11 Jahre
Foto: kreuz.net

kreuz.net ist offline

Hat die katholische Kirche dafür gesorgt, dass die christlich-fundamentalistische Internetseite kreuz.net abgeschaltet wird? Dieser Verdacht drängt sich auf, nachdem die Seite gestern plötzlich offline ging – nur wenige Tage, nachdem das Bistum Mainz bestätigt hatte, dass ein Priester aus Südhessen an der Seite mitgearbeitet hatte (inqueery berichtete).

Kreuz.net wurde im Jahre 2004 gestartet und war wiederholt durch hasserfüllte Beiträge gegen Homosexuelle, Ausländer und Juden aufgefallen. Auch Kirchenleute, die liberalere Positionen vertraten, bekamen heftige Kommentare ab. Zuletzt hatten Beiträge zum Tod von Dirk Bach („pervers“) für Empörung gesorgt. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hatte daraufhin Anfang Oktober Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstattet.

Der Bruno Gmünder Verlag hatte gleichzeitig 15.000 Euro Belohnung ausgesetzt für Hinweise auf die Macher der Hass-Seite. In wenigen Wochen wurden mit der Aktion stopptkreuznet.de in Zusammenarbeit mit dem Theologen David Berger zahlreiche belastende Dokumente gesammelt und Anfang November ein 18-seitiges Dossier an die Staatsanwaltschaft in Berlin übergeben. Dabei wurde auch der Priester aus Südhessen geoutet.

Damit ließ sich die jahrelang von der Bischofskonferenz vertretene These, dass die Server im Ausland stünden und die Macher deshalb nicht zu ermitteln seien, nicht mehr halten. LSVD-Sprecher Manfred Bruns nimmt nun an, „dass die Verantwortlichen der Katholischen Kirche deshalb die Macher von kreuz.net aufgefordert haben, die Seite vom Netz zu nehmen“. Beobachter halten es für möglich, dass es einen Deal gegeben hat: Die betroffenen Priester dürfen im Amt bleiben, dafür müssen sie die Seite abschalten.

Manfred Bruns begrüßt die Abschaltung, sieht sich aber gleichzeitig in dem Verdacht bestätigt, „dass die Katholische Kirche tatsächlich Einfluss auf die Macher von kreuz.net hat und dass sie das Hassportal jahrelang geduldet hat“. „Wir werden sehr aufmerksam beobachten, ob dies nur ein taktischer Schachzug des Hetzportals ist, und es an anderer Stelle – möglicherweise im neuen Gewand – wieder auftaucht.“ David Berger meint, dass es nur eine Frage der Zeit sei, „bis die reaktionären Katholiken, die bisher diese Seite gemacht, beliefert und gestützt haben, mit neuen Internetseiten wieder auftauchen“.

 

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