Gesellschaft
   12 Jahre
Foto: Hubert Burda Media

Promis sollten klares Zeichen setzen

Diskussionen bei Facebook, Proteste von LSVD und Claudia Roth: Der Widerstand gegen die Bambi-Verleihung an Rapper Bushido nimmt Fahrt auf. Doch am Ende hilft nur eins: das engagierte Statement der Promis. Ein Kommentar von Stefan Mielchen.

Marcel Reich-Ranicki hat es bereits vorgemacht: Er hat auf offener Bühne die Annahme des Deutschen Fernsehpreises verweigert und damit ein Stück TV-Geschichte geschrieben. Ähnliches wünscht sich Comedian Ole Lehmann jetzt via Facebook für die Bambi-Verleihung - von allen Preisträgern, aber von einer Band ganz besonders: Rosenstolz. "Man möchte doch als schwuler Man nicht in einem Atemzug mit Bushido genannt werden", schreibt Lehmann. Recht hat er!

Einen Preis für gelungene Integration an einen ausgewiesenen Ausgrenzer zu verleihen, zeugt von der Ignoranz der Preisverleiher. Der könnten die geladenen Gäste und die weiteren Preisträger etwas entgegensetzen. Zum Beispiel ihr demonstratives Fernbleiben. Oder eine engagierte Dankesrede, die den Finger in die Wunde legt und Bushido als das benennt, was er ist: ein homophober Hetzer.

Doch man muss kein Prophet sein, um den ausbleibenden Eklat vorherzusehen. Zu wichtig ist die Publicity eines solchen Abends, zu hochkarätig ist die Riege der weiteren Preisträger: Justin Bieber, Lady Gaga, Johannes Heesters, Gwyneth Paltrow.

Dabei wäre es auch an einem Weltstar wie Lady Gaga, ein Zeichen zu setzen. Mit ihrer Homohymne "Born This Way" hat sie in diesem Jahr ein kommerzielles Statement für homosexuelles Selbstbewusstsein abgegeben, flankiert von entsprechenden Statements gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Bambi-Verleihung könnte auch für sie als Nagelprobe gelten, wie ehrlich sie ihr Engagement meint. Justin Bieber hat sich mit einem Beitrag an der "It Gets Better"-Kampagne beteiligt, die Jugendlichen im Coming-out Mut machen will. Auch er könnte sagen, dass er nicht in einer Reihe stehen möchte mit einem Provinz-Rapper, der seine prolligen Machoallüren an Frauen und Schwulen abarbeitet. Es müsste ihnen nur jemand auf die Sprünge helfen.

Eine Vision? Na klar. Und deshalb wird dergleichen wohl auch nicht geschehen. Denn wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen, hat Alt-Kanzler Helmut Schmidt einmal gesagt. Auch er zählt in diesem Jahr zu den Bambi-Preisträgern. Passt doch alles.

Auch wenn man den Bambi an Bushido nicht verhindern kann: Facebook-User haben die Möglichkeit, ihren Protest gegen die Preisverleihung direkt zu artikulieren: Mit einem entsprechenden Posting unter www.facebook.com/Bambi lässt sich zumindest ein kleines Zeichen setzen.

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