Köln
   12 Jahre
Foto: Sebastian Luty

Gema: Schlimmer als das Finanzamt

Als Vertreterin für über 60.000 Mitglieder aus dem künstlerischen Bereich sorgt die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische
Vervielfältigungsrechte“ (Gema) dafür, dass „das geistige Eigentum von Musikschaffenden geschützt, ihre Interessen vertreten und sie für die Nutzung ihrer Werke angemessen entlohnt werden“, so die Beschreibung auf der eigenen Website. „Dazu gehört auch, sich national und international für die Rechtsfortbildung des Urheberrechts einzusetzen, ohne das der schöpferische Mensch seine Kreativität nicht entfalten kann.“ Eine geplante Neuregelung der Pflichtabgaben für öffentliche Veranstaltungen sorgt jetzt für Aufregung in der Szene.

Reformierung der Tarife

Vom Kindergarten bis hin zum Straßenfest werden für das öffentliche Abspielen von Musikstücken Gebühren fällig. Ab dem 1. Januar des kommenden Jahres sollen nun die Tarife für die öffentliche Nutzung von Musik reformiert werden. Betroffen wären Kneipenwirte, Partyveranstalter und Diskothekenbetreiber – also die gesamte lokale Ausgehkultur der Szene.

Bislang existieren elf verschiedene Tarife, anhand derer die Gastronomen Gebühren an die Gema entrichten. Diese sollen ab 2013 auf zwei reduziert werden. Für einige Veranstalter entstünden dadurch zum Teil erhebliche Preissteigerungen. Bislang führte ein Diskothekenbetreiber für eine Veranstaltung von 22 bis 5 Uhr auf einer Fläche von 400 Quadratmetern bei 10 Euro Eintritt eine Gebühr von 318,60 Euro (aktueller Tarif „M-U“) an die Gema ab. Gemäß der geplanten Neuregelung („M-V“) entstünden für ein solches Event demnächst Kosten von insgesamt 600 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von rund 80 Prozent. Hintergrund ist die nun im Preis verankerte lineare Steigerung der Gebühren, die sich anhand der Quadratmeterzahl sowie am Eintrittspreis bemisst. Im Rechenbeispiel auch mit berücksichtigt ist die Tatsache, dass die Vergütungssätze um 50 Prozent angehoben werden, wenn eine Veranstaltung länger als fünf Stunden andauert – die bis dato fälligen Pauschalen gäbe es fortan nicht mehr.

Ungerechte Abrechnungspraxis?

Heiko Wenzel, Betreiber des Stargate in Bochum, hat sich mit den neuen Tarifen bislang „nicht wirklich beschäftigt“, empfindet die Abrechnungspraxis aber bereits heute als ungerecht. „Momentan bezahle ich eine Pauschale von 700 Euro pro Monat an die Gema. Ich muss 16 Tage Nutzung abrechnen, obwohl ich in der Regel nur acht bis zehn Tage im Monat geöffnet habe“, erzählt Heiko. Für ihn steht fest: „Die Gema ist für mich schlimmer als das Finanzamt. Schon heute gibt es viele Club-Betreiber, die am Rande des Existenzminimums wirtschaften. Eine Erhöhung der Gema-Gebühren kann sich aus meiner Sicht kaum ein Diskothekeninhaber leisten.“

Auch Uwe Struck, Clubleiter der Berolina Bay in Düsseldorf, sieht die Preispolitik der Gema kritisch. Sollte die Tarifreform wie geplant ab dem nächsten Jahr gelten, erwarte er „Preissteigerungen um das sieben- bis achtfache der bisherigen Gema-Gebühren. Neben steigenden Energiepreisen, Vergnügungs- und Mehrwertsteuer, Kosten für Personal, Werbung und DJs sind steigende Gema-Gebühren für viele Veranstalter und Diskothekenbetreiber nicht mehr zu tragen.“ Und weil mit steigendem Eintritt gleichermaßen auch die Abgaben an die Gema steigen würden, sei auch eine Anhebung der Eintrittspreise keine Lösung.

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden