Gesellschaft
   9 Jahre
Foto: Jérémy Jännick/ Wikimedia Commons, CC BY 3.0

Vize-Chef des Front National geoutet

Das französische Klatschmagazin „Closer“ hat den stellvertretenden Vorsitzenden des rechtsextremen Front National als schwul geoutet. In seiner neuesten Ausgabe zeigt das Blatt den Europaabgeordneten Florian Philippot gemeinsam mit seinem Freund und darüber die Schlagzeile „Ja zur Liebe für alle“. Eine Anspielung darauf, dass sich die Partei im vorigen Jahr an dem Demonstrationen gegen die „Homo-Ehe“ beteiligt hatte.

Das unfreiwillige Outing wurde in Frankreich scharf kritisiert. Parteichefin Marine Le Pen sagte: „Das ist ein sehr schwerer Angriff auf die Grundrechte des Einzelnen. Das Privatleben ist heilig.“ In die gleiche Kerbe schlug auch Gesundheitsministerin Marisol Touraine von den Sozialisten: Sie bedauere eine solche Veröffentlichung aus dem Privatleben gegen den Willen der Betroffenen und bezeichnete den Artikel von „Closer“ als „verachtenswert“.

Deutliche Unterstützung bekam das Outing vom Schwulenmagazin „Tetu“. Herausgeber Yannick Barbe schreibt in einem Editorial, dass Homosexualität grundsätzlich Privatsache sei, dass es aber nicht mehr privat sei, wenn ein Schwuler zur Führung einer Partei gehöre, die sich gegen die Gleichstellung ausspreche und mit der Stigmatisierung von Minderheiten Wahlen gewinnen wolle.

Auch die schwul-lesbische Journalistenorganisation Association des Journalistes Lesbiennes Gay Bi.e.s et Trans (AJL) nahm eine differenzierte Position ein. Das Privatleben müsse zwar grundsätzlich geachtet werden, aber es gehe nicht an, dass Homosexualität automatisch ins Private verbannt werde, während über Heterosexualität öffentlich geredet werden dürfe. Hier bestehe die Gefahr, dass das Privatleben als Vorwand benutzt werde, um die Informationsfreiheit zu behindern.

Mittlerweile bekommt Marine Le Pen allerdings ganz anderen Ärger, nämlich in ihrer eigenen Partei. Die Traditionalisten, die ohnehin mit dem Kurs etwas mehr in die Mitte unzufrieden sind, werfen der Vorsitzenden vor, sie sei von einer „Schwulenlobby“ umgeben. Der schwule Aktivist Sébastien Chenu ist ihr Berater für kulturelle Themen. Auch der ehemalige Generalsekretär, Steeve Briois, jetzt ebenfalls im Europaparlament, war gegen seinen Willen geoutet worden (inqueery berichtete). Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Analyse in der „Freien Welt“, die Partei werde auch deshalb von konservativen Homosexuellen gewählt. Diese fühlten sich von Le Pen und ihrer Kritik am Islam besser vertreten als von linken Parteien.

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden