Gesellschaft
   13 Jahre
Foto: SPD-Landtagsfraktion NRW

"Vollejakulierte Männerunterhosen"

Die "BILD"-Zeitung macht ein Interview von Hannelore Kraft mit "Männer" zum Skandal. Ein Kommentar.

"Unsere Ministerpräsidentin" im "Schniedelblatt"

"Wo ist unsere Ministerpräsidentin denn da reingeraten?": Ausgerechnet "BILD", in der Schauspielerin Katja Riemann heute in einem Interview schlagzeilenträchtig mit dem Satz "Meine Titten sind ganz gut" zitiert wird, mokiert sich über ein Interview, das NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dem Schwulenmagazin „Männer“ gab. "Unsere Ministerpräsidentin", wie die Regionalredaktion die Sozialdemokratin gleich mal vereinnahmt.

Stein des Anstoßes ist aber nicht etwa ihre Forderung nach einem Adoptionsrecht für lesbische und schwule Paare. Angeekelt ist "BILD"-Autor Hagen Meyer vielmehr von "Vollejekulierten Männerunterhosen", die das "Schniedel-Magazin" (O-Ton "BILD") in einem Bericht über einen Porno-Dreh zeigt – offenbar zuviel für das zarte Boulevard-Gemüt. "Tatsächlich gibt sich 'Männer' zwar intellektuell und stilvoll", doziert Meyer, "doch trotzdem geht’s dort in Wort und Bild alles andere als jugendfrei ab. Mehrfach sind Genitalien zu sehen, auch Männer, die mit ihren Samenergüssen spielen". Dann mokiert sich Meyer über "Fotos von Pornostars beim Oralverkehr" oder die Werbung für den Kalender "Mucho Macho 2011".

"Offene Worte" von Kraft

Dass auch schon Guido Westerwelle und andere Politiker ein "Männer"-Interview in einem vergleichbaren Umfeld gaben, ohne dass daran jemand Anstoß genommen hätte, verschweigt "BILD" dezent und zitiert vielmehr einen Sprecher von Kraft, der hier nach dem schriftlich geführten Interview angeblich "einräumen muss": "Die anderen Beiträge in dem Blatt waren uns zu dem Zeitpunkt nicht bekannt." Das wäre auch vollkommen ungewöhnlich – hätte Kraft "BILD" ein Interview gegeben, wüsste sie auch nicht konkret, was sonst noch in der Zeitung steht – abgesehen von der üblichen Mischung aus Trash, Sex and Crime. Es änderte ohnehin nichts an den inhaltlichen Aussagen der SPD-Politikerin.

In dem Interview, das Kraft "Männer" gab, geht es um den Aktionsplan ihrer rot-grünen Minderheitsregierung zum Abbau der Diskriminerung von Lesben und Schwulen. Außerdem fordert die Ministerpräsidentin zum Thema Adoption: "Entscheidend muss sein, dass Kinder behütet aufwachsen können und liebevoll erzogen werden. Ich sehe keinen Grund, warum lesbische und schwule Paare das nicht leisten könnten." Kraft plaudert dazu aus dem privaten Nähkästchen: "In unserer Familie gibt es ein homosexuelles Paar. Und gerade bei ihnen kann ich mir zum Beispiel die Adoption eines Kindes gut vorstellen." "Offene Worte!", staunt daraufhin "BILD"-Autor Hagen Meyer, dessen Vorstellungskraft hier offenbar an ihre Grenzen stößt.

Katja Riemanns "tolle Titten"

Offene Worte findet "Bild" auch im Fall der Titten von Katja Riemann: "Nach fast drei Jahren auf der Theaterbühne kehrt sie jetzt zurück auf den Bildschirm ... NACKT!", geifert das Blatt und zitiert aus einem "Stern"-Interview. Riemann hatte dort erzählt, dass sie die Nacktaufnahmen aus einem neuen Fernsehfilm freigegeben habe, da man sich als Schauspielerin ohnehin nicht dagegen schützen könne, dass sie beispielsweise von "BILD" abfotografiert und veröffentlicht würden. Was von dem Boulevardblatt prompt kommentiert und vollzogen wird: "Liebe Katja Riemann! Ihnen zuliebe zeigen wir, was der Bayerische Rundfunk zurückhielt – weil auch wir die Fotos toll finden ..."

Und weil Katja Riemanns Titten allemal anständiger sind als vollejakulierte Männerunterhosen.

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