Köln
   12 Jahre
Foto: Metropol-Theater

Das Bildnis des Dorian Gray

Manuel Rittich spielt Oscar Wildes enthemmten Hedonisten im Kölner Metropol-Theater.

Skrupellos und genusssüchtig

Während im Freien Werkstatt Theater die sehenswerte Collage "Ein langer süßer Selbstmord" über das Leben des Dichters Oscar Wilde weiter auf dem Spielplan steht, zeigt das Metropol-Theater in der Eifelstraße (ehemals Severin-Burg/Eifelturm-Theater) nun dessen einzigen Roman und wohl bekanntestes Werk "Das Bildnis des Dorian Gray" in einer Bühnenfassung. Mit dieser ersten abendfüllenden Inszenierung unter ihrer eigenen Regie ist der frisch gebackenen Theaterchefin Mareike Marx ein furioser Auftakt gelungen.

Der Maler Basil Hallward (Jesse Albert) porträtiert seinen Freund, den schönen jungen Dorian Gray (Manuel Rittich). Hallwards Bekannter Lord Henry (Mansur Ajang), ein zynischer Intellektueller, bringt den unbedarften Dorian dazu, sich zu wünschen, er möge seine jugendliche Schönheit niemals verlieren, das Porträt solle an seiner Stelle altern. Der Wunsch wird auf geheimnisvolle Weise erfüllt, doch der Preis dafür ist ein immer skrupel- und maßloseres, genusssüchtiges Leben, das unweigerlich zur Katastrophe führt …

Die atmosphärisch dichte Inszenierung schafft es, den oft sperrigen Text der Romanvorlage auf den Kern der faszinierenden Handlung zu konzentrieren, ohne dabei oberflächlich zu werden. Mit der Sehnsucht nach ewiger Jugend, Verehrung von äußerlicher Schönheit als Wert an sich und den moralischen Grenzen der Selbstverwirklichung behandelt das Stück zeitlose Themen, die gerade für schwule Männer stets aktuell bleiben.

Brilliantes Theatererlebnis

Konnte in dem 1891 erschienenen Roman die Homosexualität nur zwischen den Zeilen angedeutet werden, wird das Stück hier deutlicher: Basils grenzenlose Verehrung von Dorians Schönheit findet ihr Ende in einem Todes-Kuss. Lord Henry tritt als effeminiert herumtänzelnder Dandy auf, der gleichzeitig an Mephisto denken lässt und Dorian – zumindest im übertragenen Sinne – verführt. Dorian selbst dagegen entzieht sich jeder Zuordnung in einem zunehmend exzessiven Leben, das durch (alp-)traumhafte Szenen im Drogenrausch eindrucksvoll visualisiert wird. Mit wirkungsvoll eingesetzten Musik- und Lichteffekten zieht die Inszenierung den Zuschauer in ihren Bann und lässt den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen.

Großartig verkörpert Hauptdarsteller Manuel Rittich die Entwicklung Dorian Grays vom harmlosen schönen Jüngling zum grausam-enthemmten Hedonisten, der schließlich am eigenen Fluch verzweifelt. Auch das übrige Ensemble macht das Stück zu einem brillanten, sehenswerten Theatererlebnis.

"Das Bildnis des Dorian Gray" wieder 05., 06., 24.-26.11. im Metropol-Theater, Eifelstr. 33, 50677 Köln, Karten unter Tel. 0221/ 321792 oder kontakt@metropol-theater-koeln.de
 

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