Kultur
   10 Jahre
Foto: Incubus Verlag

Der Klub der Ungeliebten

Dennis Stephan hat für seinen Roman einen Titel gewählt, der klingt, als ob man nicht dazu gehören möchte. „Der Klub der Ungeliebten“ ist sicher keine Gemeinschaft, die man sich herbeisehnt, aber wer hatte nicht schon mal das Gefühl, eigentlich genau dazu zu gehören. Nach einem Fehltritt, einer unglücklichen Liaison oder auch einem One-Night-Stand, der einem noch nicht mal einen Kaffee am Morgen anbietet, da fühlt man sich doch eher dort zu Hause als auf der Sonnenseite des Lebens. So auch die beiden Hauptcharaktere dieses Buches.

Adam lebt mit seiner Cousine Coralie in einer WG in einem typischen Mehrfamilienhaus im 4. Stock. Sie sind zusammen auf dem Land aufgewachsen und leben nun auch zusammen in der Großstadt. Während Adam sich dem einen Mann entgegensehnt, verschleißt Coralie diese eher in Serie. Erst heute hat wieder einer angerufen und auf den AB gejankt. Natürlich führt das für Coralie direkt zu Vorhaltungen. Wenn man schon vorhat, mit ihnen direkt wieder Schluss zu machen, warum gibt man ihnen dann bitte noch die Telefonnummer?

Aber so ganz kann Adam nicht loslegen, denn er hat ja noch vor, seine Cousine einzuspannen. Sie soll nämlich den Kontakt zu dem jungen, hübschen Kellner im Café am Bücherbaum herstellen. Zwar ziert sich Coralie, aber schlussendlich macht sie es doch. Sie fragt im Café bei Yannick nach und hat Glück. Sie kann den Kontakt zu dem gut aussehenden Martin für Adam ebnen.

Aber damit hat sie sich selbst schon wieder einen potentiellen Verschleißkandidaten ans Bein gezaubert. Dabei hat sie da noch Marc, der ihr gegenüber leider einen Riesenfehler gemacht hat. Er hat die bewussten drei Worte in den Mund genommen und sich damit nun auch noch das letzte Restchen an Sympathie verspielt.

Nicht zuletzt ist da noch Madame Porzellan. Die wohnt im 5. Stock und hat nicht nur ein Geheimnis aus alter Zeit, sondern auch einen französischen Namen. Aber ihre Haut wie Porzellan hat zu dem Spitznamen geführt und so bleibt es dabei. Sie ist das dritte Mitglied im Klub der Ungeliebten. Mit viel Wein und anderen Rauschmitteln geben die Klubmitglieder sich dem Leben in der Großstadt hin.

Diese insgesamt recht witzig angelegte Konstellation trägt grundsätzlich, und im Laufe der Zeit passieren schier unglaubliche Entwicklungen, die nicht nur philosophisch ganz andere Dinge auslösen, als es eigentlich vorstellbar ist. Aber wie heißt es so schön: Nichts ist unglaublicher als die Wahrheit.

Zu dieser doch recht kruden Geschichte wechselt dann auch noch die Erzählweise, so dass man alles mal aus der Sicht von Adam und mal aus der Sicht von Coralie erzählt bekommt. Die doch recht schwülstige Wortwahl des Autors führt leider dazu, dass das Lesen bald recht anstrengend wird. Zwar möchte man irgendwie unbedingt wissen, wie es ausgeht, ob das allerdings in jedem Fall ausreichen wird, um es zu Ende zu lesen, ist aber eher fraglich. Angesichts dessen, was das Ende bietet, kann man dem gewillten Leser aber leider noch nicht mal das Durchhalten anraten.

Positiv ist jedoch anzumerken, dass dieses Buch polarisieren wird. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Und so wird es wahrscheinlich allein schon deshalb zu manch angeregtem Austausch über Literatur führen, der dann vielleicht genau die zwei Gleichen oder die zwei Gegensätze zueinander führt, die füreinander bestimmt sind. Und damit gibt es dann neue Geschichten.

Der Klub der Ungeliebten, Incubus Verlag, Taschenbuch, 8,95 €

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