Kultur
   8 Jahre
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Die Partitur der Gewalt - Romy Wolf

Buch, Hängematte oder Strand, Sonne und ein kaltes Getränk, so lässt sich das Leben doch aushalten. Aber Vorsicht, bitte die Strickjacke nicht vergessen. Nicht für den Wetterumschwung, sondern die Kälte, die aus dem Anfang dieses Buches aufsteigen wird und einen frösteln lässt. „Die Partitur der Gewalt“ von Romy Wolf ist im Incubus Verlag erschienen und nimmt den Leser so anschaulich mit in den Winter des Jahres 1931, dass das Frösteln langsam den Rücken heraufläuft, bis es im Nacken angekommen ist. Wenn sich dann die kleinen Härchen da auch noch aufstellen, dann ist man schon mitten drin in der Geschichte.

New York 1931, Prohibition, Landflucht
Tommy, ist von hier. Irisch stämmig, rothaarig und bei den Nonnen im Waisenhaus aufgewachsen, mitten in Hells Kitchen. Dieser Stadtteil war noch nie für Gnade, Gerechtigkeit oder Aufrichtigkeit bekannt. Kriminalität, Alkoholschmuggel und Bandentum sind hier Gang und Gäbe. Mitten in diesem Sumpf ziehen die Nonnen die elternlosen Kinder auf und wollen sie mit dem Negativbeispiel der Außenwelt auf den rechten Weg bringen.
Bei Tommy hat das soweit geklappt. Er ist aufs Land gegangen und hat die amerikanischen Weiten mit eigenen Augen gesehen. Doch auch da war er vor den Folgen der Wirtschaftskrise nicht gefeit. Es gibt auch und gerade auf dem Land keine Arbeit mehr und damit auch kein Essen, kein Leben mehr für Zugewanderte. Und so hat sich Tommy auf den Weg gemacht um zurück zu kehren, in der Hoffnung in der alten Heimat überleben zu können. Aber die Zeichen stehen schlecht. Es gibt nicht genug Arbeit, nicht genug Lebensmittel, nicht genug von allem.

Der Held seiner Kindheit
An genau diesem Tiefpunkt begegnet er Dodge. Zusammen mit ihm ist er bei den Nonnen aufgewachsen. Aber Tommy war immer der Stille, der im Hintergrund. Dodge war schon immer ein Anführer und er hat auf Tommy damals aufgepasst. Dodge sieht gut aus, er muss nicht hungern, hat Arbeit und unterbreitet Tommy ein Angebot, das man in dieser Zeit nicht abschlagen kann. Und so ist Tommy zurück, dort wo alles begann. Mit kleinen Handlangerdiensten fängt es an und er arbeitet sich hoch. Es dauert nicht lang und man kann bei Tommy von einem Gangmitglied reden. Nicht, dass der sich das selber eingesteht, er macht doch nur seinen Job. Wenn sich andere mit dem Kopf der Bande, Lucky Brian anlegen, dann müssen sie eben erfahren, was das für Folgen haben kann.
Der Bruder von Lucky Brian führt einen Club, in dem immer wieder Musiker auftreten. Und so läuft Tommy dann Mischa über den Weg. Der junge Pianist hat Talent und weiß, dass er eines Tages einer der ganz großen sein könnte. Und er hat noch etwas, nämlich einen Zugang zu Tommys Seele. Die Musik, die Mischa dem Klavier entlockt baut eine erste Brücke zwischen den beiden jungen Männern. Zögernd gehen beide erste Schritte aufeinander zu. Doch während Mischa akzeptiert hat, was mit sich „los“ ist, lässt sich Tommy an dieser Stelle von seiner Angst lähmen. Doch mutig wie der junge Musiker ist, macht er sich daran Tommy für sich zu gewinnen.

Mut und die Konsequenzen
So kommen Tommy und Micha tatsächlich zusammen und teilen sich bald sogar eine Wohnung, was zu der damaligen Zeit nichts Ungewöhnliches war, das mit der Wohnung zumindest. Tommy, der inzwischen gut verdient und es sich leisten kann, unterstützt Mischa und will ihm helfen seinen Traum zu erreichen. Woher die Mittel für das recht gute Leben kommen, das blendet Tommy nur zu gern aus und möchte es auch gar nicht zum Thema machen. Mischa dagegen ist nicht nur mutig, sondern auch wagemutig. Er verweigert eines Tages Lucky Brian den Gehorsam und will seinen eigenen Weg gehen.
Und so kommen Geschehnisse ins Rollen, die schlussendlich zu einem Showdown in strömendem Regen führen. Hier, wo einer in den Lauf einer schussbereiten Waffe schaut, ändert sich Tommys Leben erneut. Von hier aus kann es eigentlich nur noch einen Ausweg geben.
Wirklich?

Dichte Erzählweise mit klaren Bildern
Romy Wolf hat mit dem Incubus Verlag einen starken Partner an ihrer Seite. Bekannt für die Auswahl herausragender und besonderer Geschichten, wird der Leser auch hier nicht enttäuscht. In klaren Bildern, deutlichen Schilderungen und manchem bunten Tupfer liest man sich hier durch einen teils recht klassischen Gangsterfilm. Und genau das macht den Reiz dieses Buches aus. An einigen Stellen in krassestem Schwarz-Weiß, nur an einem lauen Frühlingstag von Pastellfarben unterbrochen erlebt man zusammen mit dem traurigen Helden das Unvermeidbare.
Und genau da wird das nicht wirklich Überraschende dieses Buches zum Konzept, ist der Titel Programm. Die Handlung folgt den Noten einer unsichtbaren Partitur, die von den Instrumenten Blut, Gewalt, Mord und Totschlag, Alkoholschmuggel und Glücksspiel interpretiert wird. Schade, dass dann irgendwann noch ein Notenblatt mit diesem Titel auftaucht. Eine insgesamt fesselnde Geschichte, die sich nicht einfach wegliest, sondern durchaus den Anspruch stellt, dass man sie begreift. Aber aufgepasst, auch hier findet sich eine andere typische Eigenschaft der Incubus Bücher. Einmal angefangen, kann man es nur sehr sehr schwer wieder aus der Hand legen. 

Incubus Verlag
Romy Wolf
Die Partitur der Gewalt
Taschenbuch  11,50 €
Ebook 5,99 €
Erhältlich z.B. hier bei amazon.de.

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