Kultur
   8 Jahre
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Die Seelenlosen - Mitten im Steampunk

Was weiß man, wenn nachts das Licht auf dem Nachttisch anbleibt? Oder die LED Beleuchtung des Ebook-readers das Schlafzimmer auch zu einer Zeit noch erleuchtet, zu der jeder vernünftige Mensch schon schlafen sollte? Genau! Dann kann man sich sicher sein, ein gutes Buch zu lesen. Eben diese Bezeichnung kann der Incubus-Verlag mit dem Buch von Tanja Meurer – Die Seelenlosen: Die Stadt der Maschinenmagie 1 wieder einmal auf seinem Konto verbuchen.

Eine Stadt im Wandel
Mitten im Steampunk in der Stadt Valvermont hat die Autorin ihre Handlung angesiedelt. In der beginnenden Industrialisierung dieser Fantasy-Welt gibt es neben den uns bekannten Aspekten der Entwicklung aber auch noch die Magie. Und nicht nur die.

Der Mensch Gwenael Chabod kehrt als Kriegsveteran mit seinem Gefährten und Liebhaber Orin zurück nach Valvermont, um als Befehlshaber das Kommando über die Stadtgarnisonen zu übernehmen. Doch Orin ist kein gewöhnlicher Mann, er ist ein Orc und ein Magier. Und genau diese magischen Fähigkeiten braucht er direkt. Zusammen beobachten die langjährigen Gefährten eine Auseinandersetzung eines Ausländers mit einem Erfinder, der gerade eine dampfbetriebene Ratte den staunenden Massen der Straße präsentiert. Schnell wird klar, dass es sich um keine gewöhnliche Auseinandersetzung handelt, denn der Ausländer wirkt plötzlich wie seelenlos.

Nicht nur die Gefährten haben den Vorfall mit angesehen, auch der Dieb Jaleel war unmittelbar dabei. Sorgsam beobachtet er das Geschehen, will er doch seinem Auftraggeber alles über den neuen Kommandanten berichten, was er herausfinden kann. Dieser Auftraggeber ist aber niemand anderer als Alain, der Bruder Gwenaels. Bereitwillig spioniert Jaleel den Kommandanten aus, erhofft er sich doch von Alain wesentlich mehr als diesem nur gelegentlich in dessen Bett, auf seinem Tisch oder seinem Fußboden zu Willen zu sein.

Da er einen aufrechten und ehrlichen Kommandanten kennenlernt, kommen ihm bei seinen Beobachtungen jedoch schnell Zweifel an den Motiven seines Bettgefährten. Aber auch der Gefährte des Kommandanten scheint ihm nicht ganz geheuer. Als Jaleel dann auch noch Zeuge eines  bestialischen Mordes an einer jungen schwangeren Frau wird, findet er sich zusammen mit dem attraktiven Gwenael plötzlich in einem Strudel aus Verbrechen, Intrigen, Magie und Heimlichkeiten wieder.

Zusammen mit der ebenso gutmütigen wie übergewichtigen Marianne, dem eher etwas bäuerlichen Sergeant Brunot und dem hochprozentigen Capitaine Laribe machen beide sich auf die Jagd nach dem Unfassbaren. Dass es dabei zwischen den beiden Männern schnell knistert ist keine Frage. Es gilt aber viele andere Fragen zu klären. War die junge Frau wirklich die erste, die auf diese grausame Art zu Tode kam? Ist jemand aus Gwens Umfeld darin verwickelt? Was hat der Prinz mit all dem zu tun? Gibt es einen Zusammenhang zu Gwens Elternhaus?

Klare Sprache, die Bilder im Kopf entstehen lässt
Tanja Meurer beweist mit jeder Zeile des Buches, dass Sie genau weiß, wo sie mit der Geschichte hin will. Dieses Vertrauen in sie selbst und ihre Erzählung begründet sie bereits auf den ersten Seiten. Und so bauen Ihre Worte Häuser, Gärten, ja sie lassen ganze Straßenzüge oder Fabrikkomplexe vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Nichts wird platt hingeworfen oder vorausgesetzt. Das Ermittlerteam schafft es undurchsichtige Stränge zu entwirren und wird so teils erschütternden Situationen ausgesetzt. Zweifel, die an mancher Stelle gesät wurden tauchen genau rechtzeitig wieder auf, um die Geschichte voranzutreiben.

Aber Achtung, die 1 im Titel sollte man im Laufe des Buches nicht vergessen, denn das Buch endet, wie für einen ersten Teil einer Serie üblich und im Übrigen höchst gekonnt mit einem so genannten Cliffhanger. Sollte das mit dem Ausblenden nicht klappen, was nicht verwunderlich wäre, dann hat man nur ein weiteres Argument für die Dichte, mit der die Autorin ihre Geschichte webt. Nur so konnte es passieren, dass leider auch unseren Rezensenten folgende Situation ereilte:
Tief in der Nacht, es ist 2:43 Uhr, der Partner liegt im Tiefschlaf. Die letzte Seite ist gelesen und das Entsetzen groß. DAS wars? Und wie geht’s weiter? Oh eine Serie. Dann schnell Teil 2 als Ebook kauf... Oh das ist noch nicht erschienen. Schreck lass nach. Was jetzt? Schreien geht nicht, toben auch nicht und erst recht kein erboster Anruf im Verlag, denn dort gehen ja auch alle ihrer verdienten Nachtruhe nach. Aber bitte, die wissen doch sicher schon wie es weiter geht. Und jetzt?
Hat das Warten auf Teil 2 begonnen.

Wer Teil 1 lesen will, kann dies hier.
 

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