Kultur
   10 Jahre
Foto: Edition Salzgeber

Ein Fernsehspiel als campe Tragikomödie

Florian ist ein dicker, pubertierender Junge, der für den Schlagersänger Christian Steiffen schwärmt. Zusammen mit seiner liebevollen Mutter verkleidet er sich gerne, um die Lieder seines Idols mitzusingen. Sein Vater Hanno hat dafür allerdings kein Verständnis und möchte lieber einen richtigen Mann aus ihm machen. Er soll ein Moped bekommen, während Florian lieber ein Klavier hätte. Als die Mutter nach einem Schlaganfall ins Koma fällt, müssen die beiden Männer plötzlich miteinander klar kommen.

Da Ferien sind, verbringt der Sohn viel Zeit am Krankenbett der Mutter, dekoriert das Zimmer und träumt sich in die Vergangenheit zurück. Eines Tages nimmt Hanno seinen Sohn mit ins Schwimmbad, wo er den jungen Turmspringer Radu trainiert. Florian beginnt von Radu zu träumen. Als er dann von seinem Vater zu einem Sprung vom Zehner gezwungen wird, freundet sich er mit Radu an und entwickelt Gefühle für ihn.

Was nun zunächst klingt, als sei es ein typisches ernstes „kleines Fernsehspiel“ des ZDF, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als campe Tragikomödie. Die ironischen Brechungen durch die Musik von Christian Steiffen („Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt“) sorgen für einen heiteren Grundton. Drehbuchautor und Regisseur Axel Ranisch stellt ganz ungeniert die ernsten Szenen mit Rachmaninow-Klaviermusik gegen die Trash-Schlager wie „Ich fühl mich Disco“ oder „Ich sehne mich so sehr nach Sexualverkehr“. Und Rosa von Praunheim hat eine herrliche Nebenrolle als Sexualaufklärer, der den Vater auf die richtige Spur bringt. Diese ungewöhnliche Mischung hat dem Film zahlreiche Auszeichnungen eingetragen, darunter als bester Film beim Indie Film Festival in Los Angeles.

Ich fühl mich Disco, D 2013, Regie: Axel Ranisch, mit Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowski, Christina Grosse, 92 Min., FSK 12, Edition Salzgeber

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