Kultur
   9 Jahre
Foto: Rainer Werner Fassbinder Foundation/ Real Fiction

Ein neuer Zugang zum Phänomen Fassbinder

Kein deutscher Filmregisseur war umstrittener, produktiver und besessener als Rainer Werner Fassbinder. Als er 1982 mit nur 37 Jahren starb, hatte er die Bühne revolutioniert und ein Gesamtwerk von 44 Filmen und Fernsehserien hinterlassen. Keiner vor oder nach ihm hat in einer so kurzen Schaffensphase die deutsche Gesellschaft derart schmerzhaft und wahrhaft porträtiert und polarisiert. Mehr als dreißig Jahre nach seinem Tod eröffnet Annekatrin Hendel mit einem Kunstgriff einen neuen Zugang zum Phänomen Fassbinder. Sie lässt den Filmrebellen seine Geschichte in weiten Teilen selbst erzählen, in dem sie autobiografische Elemente seiner Werke mit bisher unveröffentlichten Passagen aus seinem schriftstellerischen Frühwerk und Selbstzeugnissen seltener Interviews miteinander verschweißt.

Der Film zieht einen Bogen von den ersten künstlerischen Ambitionen als Internatsschüler, den Zeiten der Unruhe und des Aufbruchs, seiner skandalösen Lebensweise und erzählt davon, mit welch rasender Energie Fassbinder die deutsche Kulturlandschaft umgepflügt hat. Der erste Film „Liebe ist kälter als der Tod“ wurde auf der Berlinale 1969 noch ausgepfiffen. Mit „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ gewann der Regisseur kurz vor seinem Tod den lang verdienten Goldenen Bären.

Wie er mit seinen Mitarbeitern, Schauspielern, Rivalen und Liebesabenteuern, den Machtkämpfen und seiner offen zur Schau gestellten Bisexualität umging, ist in der Begegnung mit seinen Stars zu erfahren – Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen – und von Weggefährten, Freunden und Förderern – Harry Baer, Thomas Schühly, Günter Rohrbach, Volker Schlöndorff und Juliane Lorenz. Der Film erzählt von siebenunddreißig Jahren Selbstverbrennung und lässt ahnen, woher das Enfant Terrible des Neuen Deutschen Films seine Wut nahm und den Glauben, die Frechheit, den Willen und die Durchsetzungskraft, das zu werden, was er war.

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