Kultur
   9 Jahre
Foto: Tredition Verlag

Ein Schwuler wird Vater – dank Leihmutter

Hurra, ich habe in einen Becher gewichst! Und jetzt bin ich stolz drauf, oder doch nicht? So in etwa ließe sich „Baby, Fame and Inspiration“ von Derek Meyer schnell zusammenfassen.

Es war einmal an einem Strand im Sonnenuntergang, da sah der junge Derek einen Vater und einen Vater mit ihren zwei Kindern und es war offensichtlich, dass die Familie so komplett war. Dieser Anblick hat sich so verfestigt und in einem Traum Gestalt angenommen. Das wollte er auch. Einen Mann, den er liebt und der ihn liebt und mit dem er gemeinsam die Kinder großzieht.

Auf einem Bauernhof aufgewachsen macht sich Derek auf, um die Welt zu erobern. Er lernt bei der Bank im Nachbarkaff, um von dort aus in die Finanzmetropolen aufbrechen zu können. Durch harte Arbeit, viel Lernen und mehrere Praktika gelingt es ihm, nicht nur in London, sondern auch im Big Apple zu arbeiten. Da zum Arbeiten aber auch das Wohnen und Leben gehört, siedelt sich Derek in den jeweiligen Städten an und begibt sich in die Szene. Beseelt vom Überangebot an jungen, willigen Männern ist es schwer, den Einen herauszufinden. Das ist umso schwerer, wenn das Herz an einem Mann hängt, der nicht gut für einen ist. Was der Kopf weiß, das akzeptiert das Zentrum der Gefühle noch lange nicht. Und wenn dann als Ideal auch noch das verklärte Bild eines bekannten Schauspielers der 80er Jahre über allem thront, dann ist das Happy End eher weniger in Sicht.

So entscheidet sich der Autor an einer Stelle ganz bewusst für einen neuen Weg. Das Kind muss her, im Zweifel dann eben ohne Mann. Beginnend bei der Geschichte des Bauernsohnes, der er war, erzählt Derek Meyer sein Leben. Vom Esstisch auf dem Hof, an dem er sich falsch fühlt, bis zu seinem Weggang in die große, weite Welt spannt Meyer ein Band der Klischees, das eigentlich schon zu klischeehaft wirkt, um glaubwürdig zu sein. Aber manchmal ist die Wahrheit eben unglaublicher als alle verrückten Schilderungen.

Auch wenn der Autor seinem Leser vermitteln möchte, dass er sein Innerstes nach außen gekehrt habe, so bleibt die Schilderung flach und nimmt leider nicht mit. Weder bei dem magischen Moment, in dem der Kinderwunsch entsteht, noch bei einem lang ersehnten Treffen, mit dem sich sein sehnlichster Wunsch erfüllt, liegt etwas anderes in der Luft als das Papier, auf dem die Beschreibung steht. Auch die Schilderungen der Zukunftsängste für sich und sein in Zeugung befindliches bzw. sein ungeborenes Kind perlen von den Seiten, ohne dass sie Spuren hinterlassen.

Meyer stellt gleich von Anfang an klar, dass er dem Leser hier ein intimes und ehrliches Buch vorlegt und sich zum Ziel nimmt, diesen bewegt und angerührt nach der Lektüre zurück zu lassen. Ziel nicht erreicht. Das Buch bleibt glatt und er schreibt sich ohne große Momente einmal quer durch das Sex, Drugs’n’Disco seines glatten Yuppie-Lebens. Dabei definiert er sich weniger über sich selbst und seine inneren Werte als über die Menschen, die er kennt und mit denen er umgeht. Das ist für seine erwünschte Botschaft kontraproduktiv.

Dass der Autor sehr wohl um die tiefe Empfindung von Freundschaft und Verbundenheit weiß, blitzt nur an ganz kleinen Stellen und leider viel zu selten auf. Diese Stellen verpuffen wie Sternschnuppen und lassen den Leser dann tatsächlich mit dem Wunsch nach wesentlich mehr zurück, allerdings nicht mehr zu lesen, sondern mehr Tiefe, Seele und Intensivität. Als Leser versinkt man leider nicht in diesem Buch, sondern bleibt stets außen vor, wie vor einem Schaufenster, bei dem immer genau dann das Licht ausgeht, wenn man näher hinschauen möchte. Schade.

Derek Meyer: Baby, Fame & Inspiration, 156 Seiten, Paperback, Tredition Verlag, 12,99 €, ISBN 978-3-7323-1285-6

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