Kultur
   10 Jahre
Foto: Pro-Fun Media

Geschichte aus den Anfangstagen von Aids

Ist das wirklich notwendig? Ok, es geht um die ersten Tage von Aids. Aber muss es denn immer gleich ein „künstlerischer“ Film mit hohem Anspruch sein, wenn man doch eigentlich eine extrem bodenständige Geschichte erzählen will? Das war einer der ersten Gedanken nach dem Ende des Filmes „Test“.

Aber der Reihe nach: Ort der Handlung ist San Francisco Anfang der 1980er Jahre, näheres Umfeld eine Ballett Company von Männern. Hier trainiert auch Frankie mit. Er ist Frischling und Ersatzmann in der Truppe und nur, wenn einer der Haupttänzer ausfällt, bekommt er eine Chance zum Auftreten. Und wie es das Schicksal will, passiert genau das. Er bekommt die Möglichkeit sich zu beweisen. Wird er es schaffen?

Doch nicht nur diese Frage beschäftigt ihn. Seine Aufmerksamkeit gilt auch den Männern dieser Stadt. Neben dem Training gibt es schließlich noch das Nachtleben. Und auch Frankie geht mal nicht allein nach Haus, sondern mit zu einem Mann. Und wie es sich gehört, lässt er sich ordentlich nehmen. Einige Wochen später erreicht ihn ein Anruf. Genau dieser Kerl verlässt die Stadt und verabschiedet sich. Wie nett. Ach ja, und er sei übrigens positiv getestet. Das möchte Frankie vielleicht wissen. Ach wie überaus fürsorglich und nett. Und schon stellt sich eine ganz essentielle Frage. Habe ich es oder habe ich es nicht? So stellt sich auch Frankie dem Test, dessen Antwort eine Erlösung oder ein Todesurteil sein kann.

Immer wieder wird der Film von Tanzszenen unterbrochen. Muskulöse halbnackte Männer tanzen teils kraftvolle und erotisch angehauchte Choreografien. Manches ist schön anzuschauen, hat man in dieser Art aber auch schon hundertmal gesehen.

Offensichtlich hat man sich hier darauf verlassen dass ein 80er-Jahre-Soundtrack zieht, was er auch bis zu einem gewissen Grad tut. Zusammen mit der Betroffenheit zum Thema Aids und einem Anrühren der schmerzhaften Erinnerungen, die fast jeder mit dieser Zeit und diesem Thema verbindet, erweckt man den Eindruck eines tiefschürfenden Filmes zum Thema Aids. Neben einer abgehackten Erzählweise bietet der Film jedoch nur ein paar knackige Männer, eher Jungs, die sich zu Musik verbiegen. Die Zeit um ein Ballett aufzunehmen gibt er ebenso wenig wie ordentliches Schauspiel. Es wirkt an vielen Stellen so, als wenn man Tänzern gesagt hätte, dass sie nun auch noch schauspielern müssen. Bei Frankies Weinkrampf beim Arzt meint man im Gesicht des Hauptdarstellers den Einsatz des Regisseurs ablesen zu können. Bitte heulen Sie jetzt.

Dieser auf den ersten Blick so künstlerische und ach so sensible Film wirkt auf den zweiten und dritten Blick nur gewollt und zusammengesetzt. Da gibt es andere aktuelle Filme (z. B. „Die Zeugen“), aber auch Klassiker, die das Thema sensibler, anrührender und glaubhafter transportieren. „Test“ hat einige gute Ansätze, für die sich das Anschauen lohnt. Ob man sich an diesen Film aber noch in Jahren erinnert? Ich glaube nicht!

Test, USA 2013, Regie: Chris Mason Johnson, mit Scott Marlowe, Matthew Risch, Sergio Benvindo, Evan Boomer, 90 Min., OmU, FSK ab 12, Vertrieb: Pro-Fun Media

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