Kultur
   12 Jahre
Foto: Hana Smejkalová

Geballte Frauenpower

Zum Saisonende präsentiert das Aalto Theater in „La Traviata“ und „Die Entführung aus dem Serail“ eine Doppelladung starker Frauen: Violetta war die Paraderolle für Callas bis Netrebko und selbst Julia Roberts bekannte als Pretty Woman: „I almost peed my pants!“ In der Rolle der Konstanze gibt es ein Wiedersehen mit der umwerfenden Simona Houda-Šaturová, die 2006 als Pamina in Essen premierte und deutschlandweit immer noch ein zu entdeckendes Juwel ist.

La Triviata

Nach 15 Jahren bringt der designierte Intendant des Gärtnerplatz-Theaters Josef Ernst Köpplinger mit seinem Aalto-Debüt eine Neuproduktion von Verdis „La Traviata“ nach Essen. Als Halbweltdame ist die Armenierin Liana Aleksanyan zu erleben, die seit 2010 zum Aalto-Ensemble gehört. Ihre Violetta wird viel Sinnlichkeit ausstrahlen dürfen in einer Inszenierung, die in die Umbruchszeit vor der großen Depression Ende der 20er-Jahre versetzt ist.

Das intime Kernstück bleibt dabei die Liebesgeschichte der Edelprostituierten zum bürgerlichen Alfredo. Die auf Alexandre Dumas’ „Kameliendame“ basierende Oper glänzt mit ihrer filmischen Dramaturgie und der auf das innere Drama der Titelfigur, deren Liebe, Leiden und Tod konzentrierten Musik. Wegen der provokativen Handlung endete die Uraufführung in einem totalen Fiasko. Dafür dass der operetten- und musicalaffine Österreicher Köpplinger nicht wie „La Traviata“ vom rechten Weg abkommt, sorgt GMD Stefan Soltesz mit seiner Stabführung.

Die Entführung aus dem Serail

Für die „Entführung“ kommt das holländische Team Jetske Mijnssen (Regie), Sanne Danz (Bühne) und Arien de Vries (Kostüme) auch erstmals ans Aalto. Man darf auf die Inszenierung gespannt sein, denn keine andere Mozart-Oper hat so kontroverse szenische Lösungen erfahren wie diese „Türkenoper“, in der Mitteleuropa und Osmanisches Reich aufeinanderprallen. Im Zentrum stehen die erotisch-emotionalen Wirrungen zwischen Belmonte, Konstanze und Bassa Selim auf der einen, und von Pedrillo, Blonde und Osmin auf der anderen Seite.

In Konstanze spiegelt sich die Lebenssituation des Komponisten mit seiner gegen Widerstände errungenen Ehefrau wider: Das pochende Herz von Belmonte, das die Musik wie ein Kardiogramm nachzeichnet, ist nichts anderes als Mozarts Herzschlag. Und wer verfällt dieser Konstanze nicht, die in Bassa Selim den Menschen erkennt und weckt, die ihre nonchalante Emanzipation auch nicht einbüßt, wenn sie sich für den Verlobten entscheidet? Simona Houda-Šaturová gibt die Konstanze in Essen. Mit ihrem kristallklaren Sopran, der von größter Schlichtheit bis zur kunstvollsten Verzierung trägt, wird die Slowakin ihrer Bühnenpräsenz selbst Konkurrenz machen. Soll man nun schauen oder hören? Am besten beides, wenn es die Sinne fassen!
 

La Traviata, Einführungsmatinee, ab 29.04. Die Entführung aus dem Serail, Einführungsmatinee, ab 03.06. Aalto-Musiktheater, Opernplatz 10, 45128 Essen. Tickets unter 0201 / 8122200 oder tickets@theater-essen.de. aalto-musiktheater.de

 
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