Gesellschaft
   13 Jahre

Mit Takt statt Federboa

Und wieder grüßt das Murmeltier: Die von den Grünen geforderte vollständige Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe lehne die Unionsfraktion im Bundestag "aus Überzeugung ab", bekräftigte der CDU-Abgeordnete Armin Schuster aus Weil am Rhein am 2. Dezember in einer zu Protokoll gegebenen Rede. Die Ungleichheit ergebe sich schon aus der Logik der Natur. Die Ehe sei Keimzelle der Gesellschaft, Heterosexualität "die allgemeine Normvorgabe für die Weitergabe des Lebens, wie sie sich in Jahrmillionen entwickelt hat", folglich könne aus schwulen und lesbischen Lebenspartnerschaften "nie Elternschaft entstehen".

Da gibt es noch viel zu tun für die Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Wie man die Herausforderungen angeht, ohne darüber den Mut zu verlieren, verriet ihr Bundesvorsitzender, der Frankfurter Alexander Vogt, im Interview mit Torsten Bless.

Ihre Mutterparteien lehnen die steuerliche Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnern oder die Öffnung des Adoptionsrechts ab. Wie wollen Sie da Überzeugungsarbeit leisten?

Ich denke, steter Tropfen höhlt den Stein. Das ist einfach ein sehr emotional beladenes Thema, und uns ist daran gelegen, es immer wieder auf die Sachebene runterzuholen. Wir müssen die Emotionen ernst nehmen, wir können die Parteien nicht überrollen, wir müssen sie mit vernünftigen Argumenten überzeugen. Je lauter und offensiver wir werden, umso größer ist der Widerstand.

Es geht nur mit kleinen Schritten voran, woher nehmen Sie die Motivation, immer wieder beharrlich gegen alle Widerstände anzugehen?

Vielleicht macht uns der Widerstand gerade Spaß, vielleicht sind wir Menschen, die das brauchen. Andererseits, wenn ich mir meine Mitstreiter in der LSU so ansehe, ist das zwar ein bunter Haufen, aber alles überzeugte Christdemokraten. Das Spektrum ist schon recht bunt, da haben sie Liberale, überzeugte Katholiken, evangelische Christen und auch eher Agnostiker. Gemein ist ihnen, dass sie alle nicht einsehen, warum sie nicht schwul sein können und trotzdem konservativ. Ich selbst bleibe lieber in der CDU, hier fühle ich mich halt wohler, und so versuche ich hier meinen Standpunkt zu vertreten.

Die Schwusos, die Schwulen und Lesben in der SPD, sind seit langen Jahren ein anerkannter Teil ihrer Partei. Würden Sie sich nicht eine ähnliche Anerkennung in CDU und CSU wünschen?

Ja sicher, aber da bin ich auch Realist, denn die Struktur ist ja in der SPD und den Unionsparteien jeweils eine andere. Bei der SPD gehören die Schwusos zu den Arbeitskreisen, die Vereinigungen bei CDU und CSU arbeiten extern, das heißt, sie sind kein offizieller Bestandteil der Parteien. Bis die Union solche Gliederungen anerkennt und einen Status verleiht wie Junge Union, Senioren- oder die Frauenunion, braucht das schon einige Zeit. Aber auch ohne diesen Status kann man gut zusammenarbeiten. In einer Volkspartei kommen die unterschiedlichsten Gruppen unter einem Dach zusammen, da braucht es viel Taktgefühl. Ich verstehe schon, warum sich etwa die CDU eher schwer mit uns tut: Wenn sie dem einen Flügel einen Happen hinwirft, stehen die anderen auch gleich auf der Matte.

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