Kultur
   8 Jahre

Buchrezension: Im Versteck

…und sie lebten glücklich bin an ihr Ende. Wer das als liebsten Satz am Ende eines Buches oder einer Geschichte liest, blendet damit meist alles das aus, was danach kommt oder kommen kann. Und gerade da fangen doch die wirklich spannenden Sachen erst an.

Alltag, Zwist, Streit, Katastrophen gemeinsam bewältigen oder auch blutige Konflikte. Matthew Griffins „Im Versteck“, das der Männerschwarm Verlag jetzt herausgebracht hat, beinhaltet von allem etwas. Dabei ist es aber kein Buch für zart besaitete Seelen und erst recht kein Buch für Träumer. Hier wird die harte Realität in zarte Buchstaben gebannt und direkt am Anfang liegt ein Ende, bzw. steht eines im Raum.

Ein Ende im Tomatenbeet?
Als Wendell nach Hause kommt, sieht er Frank ausgestreckt im Tomatenbeet liegen. Die Hitze ist mörderisch und das Wüstenklima schlägt ihm mal wieder auf die Stimmung. Wendell ist Tierpräparator und hat somit einigen medizinischen Verstand und noch während der Krankenwagen kommt versucht er herauszufinden, ob seine Befürchtungen wahr sein könnten: Ein Schlaganfall? Unwahrscheinlich wäre das nicht, denn sie sind ja inzwischen beide in dem Alter, in dem es einen schon mal treffen kann.
Und während Frank im Krankenhaus liegt, weicht Wendell nicht von seiner Seite. Die Erklärung „Wir sind Brüder!“ funktioniert nun seit über 60 Jahren. Ja so lange sind sie schon zusammen und jetzt hat es zumindest einmal ordentlich am Fundament ihres Lebens gerüttelt, der Elfenbeinturm hat einen Riß. Der große, starke und über und über tätowierte Frank liegt in diesem Krankenhausbett, geschwächt, hilfsbedürftigund klein. Seine Entlassung: ungewiss. Auf dem Stuhl direkt neben Franks Bett harrt Wendell aus und nimmt den Leser mit an die Anfänge ihrer Beziehung.

Es begann mit Blut an den Händen
Wendell hatte seinen eigenen Laden als Tierpräparator und das ist bekanntlich ein blutiges Geschäft. Eines, das nach dem zweiten Weltkrieg aber durchaus florierte. Jeder Trottel kam mit einem totgefahrenen Reh oder Hirsch und wollte ein Präparat. Soweit es ging hat er diese Wünsche erfüllt und irgendwann auch diesen ansehnlichen Burschen da draußen vor seinem Laden entdeckt. Den Kriegsheimkehrer, der auch bei größter Hitze seine Ärmel nicht hoch rollte, um seine Tätowierungen zu verbergen. Denn hier in der Kleinstadt, bei seiner Mutter lebend gab er den anständigen jungen Mann. Aber es gab ja Wendell und der interessierte ihn wesentlich mehr, als das für einen Mann in dieser Zeit schicklich war.

Wie bitte flirten denn zwei Männer damals? Wie kann mann Zwischentöne einfließen lassen, die dem anderen sehr genau signalisieren, was man möchte, ohne einem Unbeteiligten auch nur den leisesten Hinweis auf Anzüglichkeit zu liefern? Gaaanz vorsichtig! Und genau daran erinnert sich Wendell. Aber nicht nur daran. Er erinnert sich auch an die wunderschönen Tage am Meer, als sie in einer zugigen Hütte den Sommer verbrachten und fast ausschließlich in Badekleidung lebten. Aber auch die schwierigen Zeiten tauchen in seiner Erinnerung auf. Frank, der bis zum Tode seiner Mutter bei ihr gelebt hat und brav jeden Abend bei ihr zum Essen auf der Matte stand. Ihre Beerdigung, bei der Wendell nicht auftauchen durfte, damit es keine Fragen von Nachbarn oder der Familie gab.

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