Kultur
   10 Jahre
Foto: Salzgeber

Neu im Kino: Ich fühl mich Disco

Der Film von Axel Ranisch, ein amüsanter wie vielschichtiger, außergewöhnlicher deutscher Film nicht nur für Schwule, eröffnete die lesbisch-schwulen Filmtage Hamburg und ist bereits der Renner der queeren Filmfestivals. „Ich fühl mich Disco“ erzählt in einer ganz und gar runden Geschichte vom Lebensgefühl eines rundlichen Jungen von 15 Jahren. Der Film ist eine berührende Coming-out- und Coming-of-Age-Geschichte, die noch viel mehr bietet: In der komplexen Realität von Florian Herbst gibt es nicht nur seine erste Liebesgeschichte und ein witziges Zusammenraufen von Vater und Sohn, sondern auch noch die anrührende Geschichte, wie sich der endgültige Verlust eines geliebten Menschen vielleicht auch bewältigen lässt.

Der Kultcharakter
Der Film ist eine optische Augenweide, nicht zuletzt wegen seiner Hommage an die 70er Jahre. Geradezu fantastisch fantasievoll, wie die 70er-Jahre-Schlager in den Film eingewoben sind durch den mehr oder weniger echten, auf jeden Fall brandaktuellen Star Christian Steiffen. Ein Revival der humoristischen Art – Fun mit philosophischem Witz. Nicht zuletzt Klasse hat die mehr oder weniger offensichtliche Hommage an Rainer Werner Fassbinder, die der Schauspieler Heiko Pinkowksi mit seiner Performance in der Figur des Vaters immer mal wieder fett anklingen lässt. Auch Rosa von Praunheim lässt es sich als Mentor des Regisseurs nicht nehmen, einen eigenen Auftritt als Sexualtherapeut hinzulegen. Und Frithjof Gawenda wirkt als Hauptdarsteller bestimmt nicht zufällig wie eine jüngere Ausgabe des Regisseurs Axel Ranisch. Dieser sagt zu dem Film, er sei eine Liebeserklärung „an meine Jugend, an meine Heimat Lichtenberg und an meinen Papa“.

Die Story
Sohn und Mutter Herbst performen am liebsten in Drag zu den Songs von Christian Steiffen. Vater Herbst ist Turmsprungtrainer und will aus seinem Sohn unbedingt einen echten Mann machen. So zwingt er Florian zu einem Sprung vom 10-Meter-Brett und damit zunächst unfreiwillig zu seinem Glück. Denn Florian verfällt auf den ersten Blick dem Turmspringer Radu, der sowohl in Badehose als auch sonst gerne mit seinem Sex-Appeal spielt. Mit Hilfe von Schlagerstar Christian Steiffen und Sexualtherapeut Rosa von Praunheim bewältigt Vater Herbst seine Homophobie und versucht, die sich anbahnende Beziehung seines Sohnes nach besten Kräften zu unterstützen. Das scheint zunächst nicht ganz die beste Idee, denn Radu behauptet vehement, nicht schwul zu sein. Mutter Herbst spielt in Florians Entwicklungsprozess mit seinen Höhen und Tiefen eine ganz eigene Rolle.

Die Kultgemeinde
Den ersten Preis des Songcontests „Fühl dich Disco“ (inqueery berichtete), der die Preview-Festivalauftritte des Films begleitete, hat übrigens Le Van De alias Madame Petrovska mit ihrer ganz eigenen Interpretation des Songs von Christian Steiffen gewonnen.

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