Kultur
   10 Jahre
Foto: Eurovideo

Nicht der Homosexuelle ist pervers...

Als Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ 1973 im Fernsehen lief, war die deutsche Gesellschaft noch längst nicht bereit für dieses radikale Werk. Der Bayerische Rundfunk klinkte sich bei der Erstausstrahlung aus dem laufenden Programm aus. Verwirrung, Empörung und Bestürzung im Schwulenlager waren die Folge, aber auch Bewegung, Aktion, Coming-out und Solidarität. Vielerorts trug der Film dazu bei, dass sich eine lokale Schwulenbewegung entwickelte.

Die Story des 70-Minuten-Streifens ist dabei gar nicht spektakulär: Daniel (Bernd Feuerhelm), ein junger Mann aus der Provinz, kommt nach Berlin und trifft dort zufällig Clemens (Berryt Bohlen). Beide erleben die große Liebe. Sie ziehen zusammen und versuchen, die bürgerliche Ehe zu kopieren. Doch nach vier Monaten endet das große Glück. Daniel hat inzwischen einen älteren, reichen Mann kennen gelernt und zieht zu ihm in dessen Villa. Als dieser ihn betrügt, löst sich Daniel von der Beziehung und taucht in die Schwulenszene der Großstadt ein.

Wenn man den Film heute sieht, kann man sich nur wundern über dieses ganz und gar ungewöhnliche Werk. Anklagend und kompromisslos führt dieses kämpferische Pamphlet einen Teil schwuler Lebensart vor, den die Szene oft gar nicht so negativ betrachtete. Man lebte eben anders als die Heteros. Die neue Veröffentlichung enthält nicht nur die restaurierte Fassung des Klassikers, sondern beschäftigt sich in den Extras auch mit dessen Wirkungsgeschichte. Dazu gehören eine zeitgenössische WDR-Talkrunde und eine weitere Diskussionsrunde in New York City sowie ein Interview mit Rosa von Praunheim.

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