Kultur
   7 Jahre
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Rezension - Sein schönster Sommer - J. Walther

Was ist bekanntlich die beste Zeit, um eine schwule Sommeranthologie zu lesen? Genau der Sommer. Oder zumindest die Monate, die der kalendarischen Zeitbestimmung gemäß als solcher gelten, auch wenn sie meteorologisch nicht ganz das hermachen, was sie sollten. In diesem speziellen Fall ist auch noch der Sommer 2017 der beste Zeitpunkt. Gerade rechtzeitig für gemütliche Lesemomente am Strand, auf dem Handtuch im Freibad oder auch einfach in der Hängematte unter schattenspendenden Bäumen hat Jana Walther eine Sommeranthologie über CreateSpace Independent Publishing Platform zusammen gestellt.

Sommer am See (Elisa Schwarz)

Zum Schwimmen am See treffen sich gerade in den Ferien immer Massen von Jugendlichen. Meist organisiert in Cliquen, die manchmal ja unterschiedlicher nicht sein können. In einer dieser Cliquen verbringt Jan seinen ersten Sommer an diesem See. Man könnte sie durchaus als die hippe Truppe in ihrer Stufe bezeichnen. Gutaussehend und braun gebrannt. Sie haben noch ein Jahr bis zum Abschluss und Jan hat sich ganz fest vorgenommen genau eines nicht zu tun: sich vor dieser Clique zu outen. 

Dieser Entschluss kommt kurz ins Wanken, als er Levin kennenlernt. Der Außenseiter liegt allein am See, keiner will was mit ihm zu tun haben. Warum? Ja aber der ist doch schwul. Aha, also ein weiser Entschluss, die Klappe zu halten. Noch viel weiser, weil kurz drauf Levin von einer Rotte Halbstarker gepiesackt wird. Alles guckt zu, das ist ja so Usus. Und genau da regt sich Widerstand in Jan, aber was wenn ihn das outet? 

Sein schönster Sommer (Kai Brodersen)

Benedikt ist jung, mit 24 kann man sich jung nennen, er strotzt eigentlich vor jugendlicher Manneskraft. Nun beinahe, denn er ist krebskrank und auf dem Weg zu seiner ersten Chemo. Alles was recht ist, aber er will das ja eigentlich nicht, er gehört doch eigentlich gar nicht hierher. „Frischling“ nennt ihn Oliver, der „Hässliche“ wie er ihn in Gedanken gleich tauft. Schnell noch die Tränen wegblinzeln und dann ein paar höfliche Worte, dann sollte das erledigt sein. 

Weit gefehlt. Diese Krankheit schweißt zusammen und lässt Allianzen entstehen, die vielleicht im „wahren Leben“ niemals geschehen wären. Aber was ist schon das wahre Leben? Das findet ja nicht nur da draußen statt, sondern immer wieder in der Chemo Ambulanz. Man sieht Leute kommen und wieder gehen. Manche aufrecht, manche nur noch Schatten ihrer selbst. Aber eines verbindet sie alle. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in all dem geschieht Benedikts schönster Sommer. Nur Benedikts? 

Bloody Summer (Björn Petrov)

Planet Sommer III. Die beiden Schwesterplaneten existieren nicht mehr, nur noch die Ordnungsziffer von Sommer III erinnert daran, dass da mal noch zwei weitere Planeten gewesen sein müssen. Hitze und andauernde Helligkeit haben dem Planeten seinen Namen gegeben. Aber die Umstände an die man bei der Bezeichnung Sommer denkt, finden hier nicht statt. Die andauernde Hitze und die rauen Salzwinde machen einen Aufenthalt im Freien nahezu unmöglich. Eine der Sonnen scheint immer, jederzeit, sengend und heiß. Der junge Arzt muss immer wieder an seinen Heimatplaneten denken, auf dem Sommer so etwas Schönes war. 

Verschiedenste Spezies tun auf dieser Station Dienst und der junge Arzt hat nicht nur mit seinen eigenen Schwimmhäuten ein Problem. Es herrscht Krieg und damit sind auch die verschiedensten Heilmethoden nötig. Mit Danos trifft er auf dieser Station dann auch noch seine persönliche Vergangenheit. Und doch muss der Arzt diesem jungen Mann auch beruflich zur Seite stehen. In verschiedenen blutigen Stadien wird dieser Vetreter einer ganz besonderen Spezies immer wieder in sein Lazarett geliefert. Wieder und wieder!

Breit gefächert und mehr als nur Unterhaltung

Insgesamt 10 Erzählungen finden sich in diesem Buch zu einer bunten Sommerimpression zusammen. Dabei liegt Ihnen allen nur eines zugrunde, ein Bezug zum Sommer. Ansonsten lassen die Autoren aber völlig unterschiedliche Bilder, Orte und Zeiten vor dem gedanklichen Auge zum Leben erwachen. Und sie nehmen mit, schwenken um und fordern heraus. Während eine Geschichte geradezu erlesen werden will, liest sich eine andere wie von selbst. Nach dieser will man mehr, nach jener muss man das Buch erstmal weglegen, um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen, oder auch einfach nur die Tränen trocknen… ja, auch das. 

Der Vorteil ist, dass man gerade eben noch am Stausee um die Ecke war und mit der nächsten Geschichte ganz schlüssig an das Ende der übernächsten Galaxie katapultiert wird und das alles ist auch noch völlig stimmig. Die angesprochenen Geschichten sollen nur ein Beispiel für die Bandbreite sein, keinesfalls sollte man daraus ableiten, dass sie die Besten sind. Denn in dieser Sammlung gibt es keine Besten. Maximal persönliches Gefallen oder eben nicht. Hier sind 10 Geschichten, ohne die man nicht mehr leben möchte, nachdem man jede einzelne gelesen hat. 

Die beste Voraussetzung – genau für den schönsten Sommer… völlig unabhängig vom Wetter.
 

Sein schönster Sommer
Jana Walther Hrsg.
CreateSpace Independent Publishing Platform
348 Seiten
Taschenbuch ​10,90 €
Ebook​4,49 €

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