Kultur
   7 Jahre
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Rezi: Like a dream - Juliane Seidel

15 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit, oder eben ein Wimpernschlag in der Geschichte, das kommt immer darauf an, wie man es betrachtet. Das Bücher-Blog likeagaydream.wordpress.com der Autorin Juliane Seidel hat nun diese 15 Jahre vollendet und sie hat sich entschieden, das gebührend zu begehen. Da man diesem liebevoll und intensiv geführten Blog den Riesenhaufen Arbeit deutlich anmerkt, brauchte es schon einen Hammer um diesem Anlass gerecht zu werden. Und was für einen Hammer Juliane Seidel da geschwungen hat!

Es ist… eine Benefiz-Anthologie. Das Wort an sich ist ja selbst erklärend. Sie hat also eine Sammlung von Geschichten zusammen getragen und diese in eine Reihenfolge gebracht. Den Erlös aus dem Verkauf behält sie nicht selbst, sondern lässt diesen einem guten Zweck zukommen. Soweit so gut, bleibt nur die Antwort auf die Frage zu suchen, ob es ein lohnendes Gesamtkonzept ist. Diese ist allerdings denkbar einfach: Aber  S O W A S  von!

Mehr als ein Traum

Ein durchaus verträumter Ich-Erzähler sitzt, wie jeden Mittwoch in einem Lokal und beobachtet einen jungen Mann, der auf einer kleinen Bühne öffentlich Gedichte vorträgt. Naja, wie fast jeden Mittwoch, denn letzte Woche war er mal nicht da. Wollte sich dem Bann entziehen. Hat nicht geklappt. Also setzt er sich wieder und wieder in die „Vorstellung“. Er beobachtet, saugt jede einzelne Bewegung mit den Augen auf und möchte sie sofort noch mal sehen. Und wieder macht sich der geheimnisvolle Kerl nach seinem Auftritt sofort aus dem Staub. 

Diesmal allerdings nicht soweit, wie befürchtet. Es kommt zu einer ersten zarten Begegnung. Der Zauber der ersten „echten“ Begegnung wird jedoch bald zerstört. Wird es ein Wiedersehen geben? Und wenn? Welche Chancen liegen vor den Beiden? Gemeinsam oder doch jeder für sich? Wie gut, dass Autorin Karo Stein all diese Fragen beantwortet. 

Mein Held

>Nenn mir deinen Helden< ist ein Konzept, das eine alte Lehrerin an der Schule etabliert hat. Alle drei Wochen stellt ein Schüler oder eine Schülerin seinen oder ihren persönlichen Helden vor. Und dann geht das Arbeiten los. Alle in der Klasse müssen sich über diesen Helden zwei Wochen lang informieren. In der dritten Woche wird dann über ihn diskutiert. Heute trifft es Mailo Steward, den Jungen, der erst vor zwei Jahren hergezogen ist. Sein Held ist ein Mann, der für sein Eintreten für Lesben- und Schwulenrechte in Uganda sein Leben lassen musste.

In den kommenden zwei Wochen beginnt etwas, was Mailo so nicht absehen konnte, aber irgendwie auch zu erwarten war. Seine Mitschüler halten ihn für schwul und schon erfährt er vieles von dem, was junge Schwule so von einem intoleranten und kleinstädtischen Umfeld zu erwarten haben. Aber Autor Jobst Mahrenholz lässt aus diesem ganzen Chaos plötzlich auch schöne Momente wachsen, bis zu einer ganz besonderen Überraschung. 

Zwilingstraum

Nazar und Kiama haben eine ganz besondere Gemeinsamkeit. Keiner von den beiden kann Magie alleine wirken. Nur zusammen sind sie in der Lage dazu. Um diese Fähigkeiten in die richtigen Bahnen zu lenken sind beide in der Lehre bei Shamalla, der Meisterin. Und ganz Lehrmeisterin hat sie die jungen Männer mit Lehrstoff und Aufgaben überhäuft. 

Als die Meisterin jedoch für ein paar Tage fort muss, könnte sich ja vielleicht eine Möglichkeit von gemeinsamen Stunden ergeben. Noch während Nazar darüber nachdenkt, hört er Geräusche, die ihn aufschrecken. Sollte Kiama ein Schlafwandler sein? Er macht sich auf Geheimnisse zu ergründen, deren Beantwortung er schon lange herbeisehnt. Nach 15 großartigen Geschichten (offensichtlich für jedes Jahr eine) setzt Juliane Seidel mit einer eigenen Geschichte einen veritablen Schlusspunkt.

Verschiedene Leben in verschiedenen Zeiten und Welten

Jede einzelne Geschichte ist so einzigartig, wie die andere und keine muss sich hinter einer anderen verstecken. Vielschichtig und in großer erzählerischer Bandbreite präsentiert Juliane hier verschiedene Autoren der schwulen Literatur und fügt sie zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Neben den drei genannten tauchen einige bekannte und einige vielleicht weniger bekannte Namen auf. Aber genau das macht den Reiz dieses Buches aus. Es kommt nicht auf den Bekanntheitsgrad des Autors an. Der Reiz der Geschichte, das Erzählen wollenum des Lesens willen, das ist zentraler Punkt in dieser wirklich gelungenen Komposition. 

Ein außergewöhnlich klangvoller Schussakkord ist dann das Benefiz vor dieser Anthologie. Der Träger- und Förderverein LesBiSchwules Kultur- und Kommunikationszentrum Mainz e. V. ist Nutznießer. Er wird durch die Erlöse dieses Buches in seiner Arbeit für die Community und die Literatur unterstützt. 

An diesem Buch und Konzept passt einfach alles. Lesen, Träumen und dann auch noch Gutes tun. Klare Empfehlung: Kaufen! Kaufen! Kaufen! 

Juliane Seidel (Hrsg)
LIKE A DREAM (Benefiz-Anthologie)
CreateSpace Independent Publishing Platform, 424 Seiten
 

Das Buch gibt es bei Amazon zu kaufen: Like a Dream: Benefizanthologie

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