Kultur
   10 Jahre
Foto: Emanoo / Photocase.de

Robin und Jennifer

Roberta, genannt Robin, wächst am Anfang des 20. Jahrhunderts in gutbürgerlicher Umgebung als Apothekerstochter in Bad Cannstatt auf. Da ihre Mutter verstorben ist, kümmert sich ihre Tante eher schlecht als recht um sie. Schon als Kind ist Robin nicht wie die anderen Mädchen und möchte sich nicht an die vorgefertigten Geschlechterrollen anpassen. Während ihre gleichaltrigen Freundinnen vorrangig damit beschäftigt sind, einen solventen Ehemann zu finden, strebt sie nach Bildung und Unabhängigkeit. Der Höhepunkt der Rebellion besteht in einem kessen Herrenhaarschnitt und dem Tragen von Anzügen, was ihre Tante Erna dazu veranlasst, sich nach einem geeigneten Therapieplatz wegen „Tribadie“ (weiblicher Homosexualität) ihrer Nichte umzusehen.

Vollkommen anders wächst Jennifer in Paris auf. Umgeben von einer eigenen Tanzlehrerin, schwulen Künstlern und Bediensteten macht sie früh erste lesbische Erfahrungen. Das Erlernen des neu entstehenden Ausdruckstanzes bietet ihr ein Ventil, ihre Emotionen auszudrücken und negative Erfahrungen, unter Anderem mit ihrem zudringlichen Stiefvater, zu verarbeiten.

Die Rettung ist für beide schließlich ein Aufenthalt auf dem Monte Verità, wo sie sich kennen- und lieben lernen. Hier, in den Schweizer Bergen, herrscht ein völlig anderer Geist als im bürgerlichen Umfeld zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Pazifismus, Vegetarismus, Antroposophie und Ausdruckstanz werden von den dort lebenden Künstlern ganz selbstverständlich gelebt und gefördert. Dies bietet auch den beiden jungen Frauen die Möglichkeit, sich von Schuldgefühlen zu lösen und ihre Liebe auszuleben.

Die Autorin, Elke Weigel, verknüpft in „Robin und Jennifer“ auf unterhaltsame Art und Weise historische und technische Umwälzungen, wie das Aufkommen von Automobilen, die Verstädterung und das Erstarken der Frauenrechtsbewegung mit dem individuellen Schicksal der beiden unterschiedlichen Frauen. Zwar sind einige Charaktere, wie der lüsterne Stiefvater, etwas eindimensional geraten, nichtsdestotrotz bietet „Robin und Jennifer“ kurzweilige Lesestunden und interessante Einblicke in eine aufregende Epoche.

Elke Weigel: Robin und Jennifer, Konkursbuchverlag

 

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