Kultur
   10 Jahre
Foto: CMV Laservision

Unbeschwert und zart und sinnlich

„Ja, ich will! (I Do)“ sollte man sich merken, und zwar sehr genau, denn hinter diesen doch recht unscheinbaren Worten verbirgt sich großes Kino und zwar vom Feinsten. CMV Laservision hat uns allen einen grandiosen Film auf diesem Silberling serviert.

An einem regnerischen Abend trifft sich der Brite Jack mit seinem Bruder und dessen Frau in ihrer aller Heimatstadt New York. Bei einem gemeinsamen Essen erfährt Jack, er wird Onkel, ein Kind ist unterwegs. Voller Freude verbringen sie den Abend, nicht wissend, dass das Schicksal für Jacks Bruder nicht vorgesehen hat, sein Kind aufwachsen zu sehen. Beim Einsteigen ins Taxi ist es nur ein Augenblick, der das Leben aller verändert. Jacks Bruder Peter wird angefahren und stirbt im Krankenhaus.

Knapp acht Jahre später arbeitet Jack immer noch in New York recht erfolgreich als Fotograf. Er ist in die Gesellschaft integriert, kümmert sich um Schwägerin und Nichte, als wären es Frau und Kind. Er lebt im eigenen Loft, in dem er zwar immer wieder leckere Kerlchen vernascht, aber er bleibt unverbindlich. Seine lesbische Freundin Ali arbeitet immer wieder mit ihm zusammen, alles scheint zu laufen.

In diese Idylle platzt ein Brief der Einwanderungsbehörde. Jacks Visum wurde nicht verlängert, er hat zwei Monate um auszureisen. Dagegen angehen bringt kaum etwas, Verfahren dieser Art können sich über Jahre hinziehen und die Menschen müssen trotzdem erstmal das Land verlassen.

Um legal bleiben zu können, heiratet Jack Ali, die gerade von ihrer Freundin vor die Tür gesetzt wurde. Es sieht nach Win Win aus. Ali zieht bei ihm ein und sie richten sich im Loft gemeinsam ein, aber Ali bleibt auf der Couch. Das Stilmittel des Reinplatzens zieht sich durch. Frisch verheiratet lernt Jack den spanisch-stämmigen Amerikaner Mano kennen. Der Architekt lebt und arbeitet in New York, hat aber Wurzeln im Rioja, dort leben seine Eltern. Schnell wird klar, das ist weit mehr als nur ein One-Night-Stand.

Je intensiver die Beziehung zwischen Mano und Jack wird, desto fragiler wird die Bindung zu Ali. Als dann auch noch die Kontrolle der Einwanderungsbehörde nur Ali allein zu Hause antrifft, kommt alles erst richtig in Fahrt. Ali reicht die Scheidung ein. Mano könnte Jack zwar heiraten, aber eine „gay marriage“ schützt den Partner nicht vor der Ausweisung. Schnell sieht Jack keinen echten Ausweg mehr. Er will doch einfach nur bei seiner Familie bleiben. Und je mehr er nachdenkt, desto mehr Zeit vergeht, und bald muss er ausreisen...

Mit Jamie-Lynn Sigler als Ali, Grant Bowler als Bruder Peter und Alicia Witt als Schwägerin Mya sind gleich mehrere recht bekannte Fernsehgesichter mit dabei. Szenerie und Handlung sind so dicht, dass man sofort im Film ist. Gerade die Liebesgeschichte zwischen Jack und Mano beginnt so wunderbar klein und zufällig, dass man gar nicht anders kann, als es wieder und wieder sehen zu wollen.

Ein Riesenkompliment geht hier an die beiden Hauptdarsteller David W. Ross und Maurice Compte. Sie lassen eine aufkeimende Liebe zwischen zwei gestandenen Männern so leicht und unbeschwert und doch so zart und sinnlich geschehen. David W. Ross hat das Drehbuch geschrieben und auch den Film produziert. Es muss ihm ein Riesenbedürfnis gewesen sein, diese Geschichte zu erzählen. So merkt man in jeder Filmsekunde nicht nur Liebe zum Detail, sondern auch die Bereitschaft, alle Facetten einer Geschichte zu erzählen.

„Ja, ich will (I Do)“ dürfte schnell zum Klassiker im schwulen DVD-Schrank werden, denn er schafft vieles. Er ist Hoffnung gebendes Statement, wenn man immer noch nach der großen Liebe sucht, er bringt zum Weinen und tröstet, wenn es mal wieder nicht geklappt hat, und lässt einen mit einem zufriedenen Lächeln zurück, wenn man seinen Mano schon an seiner Seite hat. Ein toller Film, immer wieder und wieder...

 
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