Kultur
   13 Jahre
Foto: Kristof Magnusson, fotografiert von Thomas Dashuber

Was verbindet Island mit Inspektor Derrick?

Als Autor ist Kristof Magnusson (35), Sohn eines isländischen Vaters und einer Deutschen Mutter, auch in Deutschland bekannt: sein Roman "Zuhause" ein Erfolg, "Das war ich nicht" stand sogar auf der Nominierungsliste für den Deutschen Buchpreis 2010. Vor Kurzem erschien sein neuestes Buch "Gebrauchsanleitung für Island", in dem Magnusson die Eigenheiten der Vulkaninsel und ihrer Bewohner vorstellt und den Mythen Islands nachgeht. Grund genug, ihm zum Interview zu treffen und über sein Heimatland auszufragen.

Island ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2011. Welche Bedeutung hat das für Island?
Für die Isländer hat der Buchmessenauftritt in Frankfurt eine viel größere Bedeutung als für die größeren Gastländer: Island hatte in seiner ganzen Geschichte noch nie die Möglichkeit, seine Kultur auf so einer großen Bühne der Welt zu präsentieren. Die Isländer sind damit aufgewachsen, dass kaum jemand etwas über ihr Land weiß. Noch in den 80er Jahren wurde ich in der Grundschule gefragt, ob meine isländischen Verwandten in Iglus wohnen. Dazu kommt, dass die Literatur in Island einen derart großen Stellenwert besitzt wie in keinem anderen Land. In Island gab es nie Burgen, große Kirchen, keine großen Werke in der bildenden Kunst oder Musik. Was wüssten wir in Europa über unsere Vergangenheit ohne diese Dinge? Island war über Jahrhunderte sehr arm, die ältesten Häuser sind kaum älter als 200 Jahre. Alles, was älter war, ist in dem rauen Klima vermodert. Daher ist die Literatur das einzige, was die Isländer an ihre Vergangenheit erinnert. Ohne diese Literatur hätten die Isländer nie über die Jahrhunderte dänischer Kolonialherrschaft ihre kulturelle Identität bewahrt. Nach der Finanzkrise 2008 wurden in allen Posten des Staatshaushalts Kürzungen vorgenommen, nur in einem nicht: dem Etat zum Auftritt als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse!

Es ist auffallend, dass Krimiautoren wie Arnaldur Indridason oder Bodil Martensson in Island sehr populär sind. Woher kommt die Begeisterung der Isländer für dieses Genre?
Das ist wirklich verwunderlich, zumal in Islandkrimis weitaus mehr Morde passieren als im wirklichen Island. Ich denke mal, es liegt an der literarischen Tradition der Sagen. Dort wird auch gemordet, was das Zeug hält - im Vergleich zur "Saga von Grettir" ist Pulp Fiction regelrecht beschaulich.

 
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