Köln
   6 Jahre
Foto: anyway

anyway-Talk mit Hella von Sinnen


Cornelia Scheel habe Lesbischsein einen anderen sozialen Status verliehen

Doch nicht nur für einen selbst, auch für die eigene Umgebung sind bekannte Lesben wichtig, findet Susanne Bonnemann. „Ich habe dann das Gefühl, weniger Vorarbeit leisten zu müssen. Ich bin dankbar für jedes öffentliche Coming-out, weil so auch ich diskriminierungsfreier leben kann.“ Je normaler Lesben im Alltag vorkommen, desto einfacher sei auch das eigene Coming-out.

An dieser Stelle lobt Hella von Sinnen ihre ehemalige Partnerin Cornelia Scheel, Adoptivtochter des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. „Ich war immer die dicke, laute, schrille Lesbe von RT. Aber Cornelia Scheel war es, die gesagt hat, es kommt in den besten Familien vor.“ Lesbischsein habe so einen völlig anderen sozialen Status erhalten. „Ich kann ihr dafür gar nicht genügend Komplimente machen.“ Sie selbst sei nicht mutig gewesen. „Mich hat das nie Überwindung gekostet, ich war einfach ich.“

Appell von Hella von Sinnen: Outet euch!

Die Entertainerin und Schauspielerin hätte sich gewünscht, mit ihr hätten sich mehr Frauen geoutet. „Ich war lange Zeit die einzige in Deutschland“, sagt sie. „Wären sie damals alle aus dem Schrank gekommen, das wär's gewesen. Aber sie haben sich nicht getraut, und das verstehe ich auch. Sie wären sofort in einer Schublade gelandet.“ Dem stimmen auch Susanne Bonnemann und Joanna Stange zu. "Das hätte zu mehr Selbstverständlichkeit geführt", sagt Stange. „Und Klischees aufgebrochen, gerade wenn die Leute gedacht hätten: Oh, von der hätte ich es nicht gedacht“, sagt Bonnemann.

Sie selbst habe auch erfahren, dass sie durch ihre zwei Kinder noch mehr akzeptiert wird. „Für die, die vorher skeptisch waren, ist es jetzt nicht mehr so fremd“, sagt sie. Auch wenn Kinder ihr einen „spießigen Touch“ verleihen, helfe es dennoch, Berührungsängste abzubauen.

Auf die Frage ans Publikum, wo heute Lesben noch sichtbarer werden müssen, kommen vielfältige Antworten: In Videospielen, in der Kirche, im Sport, Gesundheitssystem, aber auch in Senioreneinrichtungen. „Dort gibt es wenige Vorbilder“, sagt Susanne Bonnemann. „Ich würde mir Schulaufklärungsprojekte auch für Seniorenheime wünschen.“

Generell, warnt Hella von Sinnen, habe sie Angst vor einem Backlash. „Wir müssen aufmerksam bleiben.“ Damit verbindet sie einen Appell an alle Anwesenden: „Wenn hier jemand ungeoutet ist: Ihr müsst das thematisieren. All die Merkwürdigkeit ist dann weg. Vielleicht werdet ihr gedisst, aber du kannst wenigstens du selbst sein. Alles andere ist nicht so wichtig!“

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