Im Gespräch mit Philipp Tanzer

2004 wurde Philipp Tanzer zum German Mr Leather gewählt. Er nannte sich „Krieger“, was ganz gut zu seinen Markenzeichen, dem Ganzkörper-Tattoo passt. Seine Aufgabe als Vorzeige-Lederkerl nahm er gewissenhaft wahr und drehte unter dem Pseudonym Logan McCree einige erfolgreiche Filme fürs amerikanische Pornolabel „Raging Stallion“.

Mit seinem Freund, dem Pornodarsteller Vinnie d’Angelo, tritt er außerdem als saftige Live-Show bei Sex-Partys auf. Alles klar? Mitnichten! Philipp Tanzer lebt ein einem kleinen Häuschen im Grünen in Dresden, bezeichnet sich als sexuell desinteressiert und dreht nur deshalb Pornos, weil man als Indie-DJ zu wenig Geld zum Leben verdient. Im Mai legt er beim zweijährigen Geburtstag der „Lovepop“-Party in Stuttgart auf – wir trafen den widersprüchlichen Kerl zum Interview.

Noch bevor du 2004 in Berlin zum Mr German Leather gewählt wurdest, warst du in deiner Heimatstadt Dresden als Rock- und Indie-DJ mit einer eigenen Partyreihe tätig. Damals war Rock noch eine eher seltene Musik für die schwule Szene, den DJ-Job in einer Gay-Bar hast du gecancelt, weil er dich zu wenig forderte. Würdest du dich eher als Einzelgänger bezeichnen?

Mein Musikgeschmack macht mich zwar zu einer Minderheit in "unserer" Minderheit, da es leider nicht viele Schwule zu geben scheint, die alternative Rockmusik hören, aber dennoch bin ich nicht aufgrund der Musik, die ich mag, ein Einzelgänger, da ich viele heterosexuelle Freunde habe. Ein Einzelgänger bin ich trotzdem, allerdings einzig und allein, weil ich gerne alleine bin und die Ruhe genieße.

Dennoch scheinst du der schwulen Szene nicht den Rücken gekehrt zu haben: dein Amt als German Mr Leather hast du als einer der Wenigen sehr ernst genommen und viele Aktionen gestartet. Wie siehst du die vielbeschworene „Gay Community“?

Ich selbst habe sehr wenig mit der "schwulen Welt" und der Community zu tun. Ich habe mich nie von der Community vertreten gefühlt und fühle mich in der Schwulen-Szene fremder als in einem "normalen" Umfeld. Dennoch halte ich die Community für sehr wichtig, denn ohne ihre Leistungen in der Vergangenheit hätten wir heute nicht die Freiheit zu leben, wie wir es möchten. Und in manchen Ländern ist die Unterstützung Einzelner durch eine Community mehr als nötig - und doch fast unmöglich.

Du sagst, deine Arbeit als Porno-Darsteller für das amerikanische Label „Raging Stallion“ machst du bloß, um deine Musiker/DJ-Leidenschaft zu finanzieren. Klingt ein bisschen arg romantisch, oder?

Wenn du sagen möchtest, dass es romantisch ist, wenn man sich mit künstlerischer Integrität nicht seinen Lebensunterhalt verdienen kann, dann ist die Situation wohl romantisch. Ich verdiene als DJ am Abend zwischen 50 und 100 Euro. Man kann in der Woche maximal zwei mal auflegen, weil man ansonsten den Markt übersättigt. Meine CDs kaufe ich im Plattenladen Sweetwater um den Einzelhandel zu unterstützen. Ich habe noch nie Musik aus dem Internet gezogen, dementsprechend viel Geld gebe ich wöchentlich für CDs aus. Also musste ich mir einen zusätzlichen Verdienst suchen. Raging Stallion machen mir ein sehr gutes Angebot. Und ich muss gestehen, dass ich es von ganzem Herzen liebe, für diese Firma zu arbeiten, weil ich den Chef, die Regisseure und alle anderen, die für Raging Stallion arbeiten, ins Herz geschlossen habe. Es sind - vor allem für Amerikaner - sehr aufrichtige und ehrlich herzliche Menschen.

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden