Köln
   14 Jahre
Foto: Antje Lesemann

And the winner is...

...Maren Kroymann! Der diesjährigen Gewinnerin des Augspurg-Heymann-Preises fliegen bei der Preisverleihung die Herzen zu.Die Kompassnadel, die seit 2001 vom Schwulen Netzwerk NRW im Rahmen des alljährlichen Kölner CSD-Empfangs an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich um die Förderung der Akzeptanz von Schwulen verdient gemacht haben, hat seit 2009 eine lesbische Schwester. Der Augspurg-Heymann-Preis wurde nach den prominentesten Vorkämpferinnen für ein Frauenwahlrecht am Anfang des 20. Jahrhunderts benannt. Er wird jährlich von der LAG Lesben an Frauen verliehen, die "lesbische Identität als selbstverständliche Existenz vorleben".

"Kritische, moderne Lesbe"

In diesem Jahr wurde der Preis an die Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin Maren Kroymann vergeben. In der Laudatio, die Bettina Böttinger auf die stolze Gewinnerin hält, werden Kroymanns Verdienste um lesbische Sichtbarkeit gewürdigt. Ob in ihrem Bühnenprogramm „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“, aus dem der denkwürdige Satz "je höher die Absätze, desto kürzer die Hauptsätze" stammt oder in der Serie "Klimawechsel" von Doris Dörrie – Kroymann steht für die "kritische, moderne Lesbe", so Böttinger.

Bereits 1993 wagt sie ein öffentliches Coming-out im Stern, zu einer Zeit, als Hella von Sinnen noch als einzige prominente Lesbe Deutschlands fungiert. Solidarisch mit Anderen zu sein und zu dem zu stehen, was man ist, sei Kroymann immer sehr wichtig gewesen, so die gutgelaunte Preisträgerin: "Ich hatte das Ziel, offen lesbisch zu sein und gleichzeitig Karriere zu machen". An dieser Stelle blitzt die Kabarettistin durch, wenn sie anfügt, sie sei ja "schließlich nicht hauptberuflich Lesbe"

Kein Blatt vor den Mund

Als Interviewpartnerin ist sie ebenfalls schon seit Langem eine beliebte und geistreiche Gesprächspartnerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt und scharfzüngig gesellschaftliche Gegebenheiten analysiert. So bezeichnete sie Guido Westerwelle kürzlich in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel als "klemmige Tunte", der sich nur aus Kalkül geoutet habe und daher nicht zur Galionsfigur der Community tauge.  

Interessant auch die Anekdote, dass ausgerechnet "eine junge wohlmeinende Journalistin namens Anne Will" sie kurz nach ihrem öffentlich Coming-Out in den 1990ern gefragt habe, was denn nun passiere, wenn sie sich wieder in einen Mann verliebe, "als sei Lesbischsein eine Sekte, aus der man nicht mehr austreten kann", so Kroymann in ihrer Dankesrede.

Ein Dank an alle lesbisch aussehenden Lesben

Auf humorvolle Art und Weise bedankt sie sich am Ende auch "bei den Lesben im Publikum, die so aussehen, als seien sie lesbisch. Schließlich habt ihr jahrzehntelang mit euren kurzen Haaren, den Männerhemden und den bequemen Schuhen ganz selbstverständlich gezeigt, dass es Lesben in dieser Gesellschaft gibt".       

An dieser Stelle bleibt den noch folgenden Preisverleihungen ähnlich kurzweilige Nachmittage zu wünschen. Und dass zukünftig ein größeres Medienecho folgen möge - schließlich kritisiert die Preisträgerin des letzten Jahres, Mirjam Müntefering, zu Recht, dass "sich im letzten Jahr, als ich den Augspurg-Heymann-Preis erhalten habe – um ehrlich zu sein – kein Schwein dafür interessiert hat". Gründe, um für lesbische Sichtbarkeit zu kämpfen, gibt es daher nach wie vor zur Genüge.

Das könnte dich auch interessieren
 
Schön, dass Du hier bist
Bitte melde Dich an, um diese Funktion nutzen zu können!

Passwort vergessen?

Noch kein Mitglied? Registrieren

Anmelden