Cameron Carpenters Rüschen-Revolution
Der exzentrische multisexuelle US-Organist gastiert in Essen, Köln und Karlsruhe.
Jeden Abend ein Überraschungsprogramm
Zu Neujahr 2011 sorgte Cameron Carpenter erstmals für einen handfesten "Skandal" am Rhein – wenn auch mit Ansage und sogar im Auftrag von KölnMusik. Im Februar gastiert der US-amerikanische Komponist und Organist wieder in Deutschland. Doch was er diesmal zu Gehör bringen will, bleibt bis kurz vor dem Auftritt sein Geheimnis.
Und die uns schriftlich in eleganter Handschrift vorab übermittelte Begründung liest sich mindestens ebenso mysteriös. Die Herausforderung, vor einem neuen Publikum zu spielen, nehme er sehr ernst. "Jede Orgel ist verschieden, wie Menschen sprechen sie verschiedene Sprachen", erklärt Carpenter. "Ihre Ansprüche und ihre Erwartungen sind groß und müssen verstanden werden, bevor ihre Mechanik zum Leben erweckt wird. Ein Programm im Voraus festzulegen wäre so, als würde ich mir eine Meinung über jemanden bilden, den ich zuvor noch nie getroffen habe, und sowohl die Orgel als auch ich würden dabei verlieren, weil wir nie das beste voneinander bekämen."
Die Konzerte seiner "Signature"-Tour sieht der 30-Jährige als so etwas wie eine gegenseitige Selbsterfahrung. "Ich suche das beste in mir selbst, mithilfe der verschiedenartigen und farbvollen Stimmen der sehr verschiedenen Orgeln, die ich bespielen werde", so Carpenter. "Manche werden Bach verlangen, manche Granger, manche brauchen Chopin und Filmmusik, während wieder andere das strikt ablehnen werden." Darum wisse er selbst bis wenige Stunden vor dem Auftritt die genaue Programmabfolge noch nicht, das Publikum sei aber beruhigt: "Sie können aber sicher sein, dass Sie nur die Musik hören werden, die mir – und der Persönlichkeit der Orgel – die größte Chance gibt, sie vertrauensvoll mit unserem Namen zu besiegeln."
