Boulevard
   14 Jahre
Foto: Kostar

"Unerträgliche Abweichung"

Die französischen HipHopper von Sexion d'Assaut ("Désolé") haben sich als schwulenfeindlich geoutet.Ihre eingängige Single "Désolé" ("Tiefbetrübt") läuft derzeit auch auf deutschen Radio- und Videokanälen rauf und runter. Auf dem Weg zum Durchbruch in unseren Breiten könnte den französischen HipHoppern von Sexion d’Aussaut ein schon im Juni veröffentlichtes Interview  mit dem Magazin "International Hip-Hop" im Wege stehen, das mit drei Monaten Verspätung gerade für Furore unter anderem durch Veröffentlichungen im Online-Blog der renommierten Tageszeitung "Le Monde" sorgt. Sie wollten Schwule nicht mehr dissen, geloben sie da - entgegen ihrer Überzeugung.

"Flow mit schonungslosen Pointen"

Das 2002 gegründete Pariser HipHop-Kollektiv vereint neun MCs zwischen 20 und 25 Jahren. "Tiefgründige Texte und frische Melodien - die Kraft hinter Sexion d’Assaut", so die PR-Poesie der deutschen Plattenfirma Sony. "Es ist die Fähigkeit, ihren Flow mit schonungslosen Pointen zu verbinden und sich die Frische und die Dynamik zu bewahren, die anderen französischen Produktionen oft fehlt."
Mit Charisma sprächen sie "über ernste oder brisante Themen", die für eine neue Generation von Bedeutung seien.

"Minimum an Respekt"

Eines allerdings sparen die Neun bewusst aus. Man habe Homosexuelle früher aus voller Überzeugung attackiert. "Aber dann haben wir uns überlegt, dass es besser ist, darüber nicht mehr zu sprechen, weil uns das schaden könnte." Man müsse anderen gegenüber zumindest ein Minimum an Respekt aufbringen. "Schließlich kann man auch niemand dazu zwingen, Muslime wie wir zu sein. Es gibt auch Schwule, die kommen, um uns zu sehen. Wir können uns nicht erlauben, offen zu sagen, dass homosexuell zu sein für uns eine unerträgliche Abweichung ist."

Image-GAU

In Frankreich hat Sexion d’Assaut die Folgen ihrer offenherzigen Worte bereits zu spüren bekommen. Der Sender NRJ hat einem Bericht des Homo-Magazins "Têtu" zufolge schon eine Promo-Aktion mit den Jungs abgeblasen. Bei der Plattenfirma Sony versucht man die Zitate als Privatmeinung eines einzelnen Bandmitglieds zu verkaufen.

Das in ihrer Heimat mit Platin für über 100.000 verkaufte Exemplare gekrönte Album "L'école des points vitaux" soll am 8. Oktober in Deutschland erscheinen.

Dass junge HipHopper durchaus auch weit weniger unverkrampft mit gelebter Homosexualität umgehen können, stellte gerade der deutsche Kollege Marteria im Interview unter Beweis. "Ich bin ein 82er-Jahrgang, und in meiner Generation hat einfach niemand große Probleme damit. Es gibt ja auch kein Problem. Das ist einfach eine Sache von Erziehung, von Offenheit, von Menschlichkeit."

Sexion d'Assaut rappt "Désolé"

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