NRW
   13 Jahre
Foto: RUHR.2010

Haldensaga

Nachts sind alle Katzen grau - nicht so das Ruhrgebiet. Das Revier erstrahlt bei Nacht oftmals am schönsten. Ganzjährige Glanzlichter setzt seine überregional bekannte Lichtkunst. Und seit 2001 macht die ExtraSchicht an Orten der Industriekultur eine Nacht zum Tage. In diesem Jahr kommt ein leuchtendes Event hinzu: die Haldensaga. Eine Nachtwanderung für Städtebewohner, die das "taube Gestein" der Bergehalden ins rechte Licht rückt.

Zwischen Still-Leben und Loveparade

Die Kulturhauptstadt ist tot, es lebe "RUHR.2010"! Deren Macher lassen sich auch in diesem Jahr Kultiges einfallen. Zwischen den Jahrestagen von "Still-Leben A40" und der "Loveparade"-Katastrophe wird die Haldensaga stattfinden. Insgesamt 29 Touren auf acht Halden von Neukirchen-Vluyn bis Bergkamen und von Herten bis Essen stehen im Angebot. Die Streckenlängen variieren zwischen 13 und 21,5 Kilometern - bei leichten bis schwierigen Graden. Halden brauchen Helden: Locker-flockige Spaziergänge werden das nicht. Dafür geht es zwischen Wildnis und Urbanität, Poesie und Schotter, Abenteuer und Kunst vorbei am "Hallenhaus" der Künstlergruppe Observatorium, dem Tetraeder, der "Bramme für das Ruhrgebiet" von Richard Serra oder der Landmarke "Horizontobservatorium".

Die abwechslungsreichen Touren werden von "Nachtdozenten" begleitet, die auf den verschlungenen Halden-Serpentinen durch das nächtliche Revier an je zwei Stationen ruhrgebietskundige Geschichten zum Besten geben. Für die Haldenplateaus selbst produziert das Hamburger Künstlerkollektiv "Ligna" ein Radioballett rund um das Naturschauspiel von Sunset und Sunrise. Bei diesen interaktiven Performances werden die Nachtwanderer zu Hörern und Akteuren. Dafür erhalten die bis zu 12.000 Teilnehmer (400 Gruppen á 30 Personen) am Startpunkt der Touren UKW-Empfänger und Kopfhörer. Selbst mitzubringen sind Wanderkleidung, festes Schuhwerk, Taschen- oder Kopflampe. Haustiere, Skates und Fahrräder müssen zu Hause bleiben. Dafür kann, wer will, auch Proviant, Isomatte oder Sitzkissen in seinen Rucksack packen - Unter-16-Jährige sollten darin auch Platz für einen Erziehungsberechtigten einplanen. Wer nicht vorzeitig schlapp macht und die Reise ans Ende der Nacht vollständig meistert, wird mit Shuttle-Bussen zu den Ausgangsorten zurücktransportiert.

No Drugs

Wie bei "Still-Leben" setzen die Veranstalter auf Vor- statt Nachsicht und haben eine "Halden- und Streckenordnung" erarbeitet: Auf Juristendeutsch ist da von "hoheitlichen Funktionen" die Rede. Verboten sind Alkohol, Drogen, Waffen sowie jugendgefährdendes, gewaltverherrlichendes, rassistisches, antisemitisches, rechts- und linksradikales Propagandamaterial, entsprechende Parolen, Gesten und Personen. Schade, dass solche Vorsichtsmaßnahmen nötig sind - gut, dass daran gedacht wird: Das hat schon die große Sause auf der gesperrten A40 bewiesen. So könnte auch die Haldensaga Kult werden. Eines ist jetzt schon klar: Der Pott muss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.


23. - 24.07., 18.00 - 06.00 Uhr, Tickets: 10 Euro, 4er-Ticket 28 Euro. Weitere Informationen unter www.haldensaga.de.

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