Rosa Strippe in Warschau
In der polnischen Hauptstadt haben am Samstag, den 17. Juli, zahlreiche Teilnehmer den Europride gefeiert. Markus Chmielorz von der Rosa Strippe in Bochum hat sich mit zwei Kolleginnen und drei Jugendlichen aus dem Café freiRAUM auf den Weg nach Warschau gemacht. Die Polizei und die rechtskonservative Presse berichteten von 8.000 Besuchern, die Veranstalter von 15.000. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. "Wir sind direkt hinter dem Wagen der Sozialdemokratischen Partei Polens gelaufen", berichtet Markus. "Übrigens die einzige Partei aus Polen, die an der Parade teilgenommen hat." Die große Polizeipräsenz, teilweise mit Helm, Visier, Schlagstöckern und Schildern, war anfänglich irritierend. Markus: "Ich kam mir vor wie im Berlin der 80er Jahre, zur Zeit der Hausbesetzungen." Schnell wurde jedoch klar, dass die Ordnungshüter allein zum Schutz der Paradeteilnehmer im Einsatz waren. Von den gemeldeten Eiern, Flaschen und Rauchbomben, die zu Beginn der Parade von Gegendemonstranten geworfen wurden, haben die Teilnehmer der Rosa Strippe nichts mitbekommen. "Gefühlt gab es eine Handvoll Gegner, eine absolute Minderheit." Des Weiteren berichtet Markus über eine christliche Gruppe, die die Parade mit Weihwasser besprenkelt hat. Eine Situation, die die Bochumer als skurril empfanden. "Insgesamt war der Pride sehr international, sehr stimmungsvoll, mit Gästen aus Weißrussland, Venezuela oder eben Deutschland", schwärmt der Diplom Soziologe. "Außer der Parade hat man in Warschau leider nicht viel vom Europride gemerkt. Selbst am Freitag waren wenig Lesben und Schwule in der Stadt zu sehen. Umso wichtiger war es, dass die Parade wirklich mitten durch die Innenstadt ging. Zentraler hätte sie nicht verlaufen können." Das einhellige Fazit der Reisegruppe: Was die Schwulen- und Lesbenbewegung betrifft, ist Polen vergleichbar mit Deutschland vor zwanzig Jahren. Wir dürfen gespannt sein, wie der Warschau-Pride im nächsten Jahr ablaufen wird. Dann findet der Europride in Rom statt.
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