Junge oder Mädchen?

Auf den ersten Blick sieht die 10-jährige Laure aus wie ein Junge: sie hat kurze Haare und trägt ausschließlich Jungsklamotten.
Aber nicht nur äußerlich könnte man Laure für einen Jungen halten: auch ihr ruppiges Auftreten erinnert wenig an ein Mädchen, und um ihre kleine Schwester Jeanne - langhaarig und süß - kümmert sie sich wie ein großer Bruder.

Als die Familie in eine neue Stadt umzieht, lernt Laure die gleichaltrige Lisa kennen und beginnt ein fatales Spiel: gegenüber Lisa gibt Laure sich als Junge aus und nennt sich Michael. Und Michael ist ein richtiger Rabauke: er spielt Fußball, ist beim Raufen mit den anderen Jungs immer der Sieger - und verliebt sich im Lisa. Mit Kreativität und Geschick kann Laure ihre zweite Identität vor ihren Freunden aufbauen und vor ihrer Familie verbergen - bis eines Tages die Mutter eines Freundes vorbeikommt und nach "Michael" fragt...

Dass Regisseurin Céline Sciamma (bekannt durch ihren Film "Waterlilies" von 2007) ihre Gendergeschichte aus dem Blickwinkel eines Kindes erzählt, ist eine ungewöhnliche und gescheite Idee: die Unsicherheit, aber auch die Neugier, mit der Kinder am Anfang der Pubertät ihre Körperlichkeit entdecken, bietet eine neue Perspektive auf das Genderthema.

"Die Frage nach der sexuellen Identität  betrifft ja jeden von uns, vor allem in der Phase der Kindheit, in der man eher von 'Verkleidung' als 'Transvestitentum' spricht", sagt Sciamma. "Man kann darin den Beginn eines radikalen, grundlegenden Wandlungsprozesses sehen, oder auch nur eine vorübergehende Episode in der Entwicklung eines Kindes".
Wie das für Laure aussieht, lässt die Regisseurin offen, stellt aber unter Verzicht auf philosophische Genderdebatten einfach mal die Frage, wie Geschlechteridentität im Alltag funktioniert.
Bei der Berlinale 2011 war "Tomboy" ein Publikumsmagnet und wurde mit dem "Teddy Jury Award" ausgezeichnet.

"Tomboy" (F 2011), Regie: Céline Sciamma, DF, mit Zoé Héran, Alonn Lévana, Jeanne Disson, Sophie Cattani. Filmstart Do, 3.5.

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