Gesellschaft
   9 Jahre
Fotos: Holger Wicht: DAH, David Berger: Wikimedia Commons/ Jo Goede/ CC-BY-SA-3.0-de

DAH im Konflikt mit Männer-Magazin

Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) wird keine Anzeigen mehr in dem Magazin „Männer“ schalten, weil sie dessen politische Linie nicht mehr billigen kann. Die Zeitschrift trage „immer häufiger zu Ausgrenzung und Diskriminierung bei“, so DAH-Sprecher Holger Wicht (Foto links) gegenüber der Presse. Er kritisierte vor allem den Chefredakteur David Berger (Foto rechts) und dessen „traditionelles Männlichkeitsbild“, der „mit teils rechtspopulistischen Aussagen provoziere“. Diese Ausrichtung stehe im Widerspruch zu den Grundsätzen der HIV-Prävention in Deutschland.

Die DAH nimmt Anstoß an eine Reihe von Äußerungen von David Berger, die dieser in den letzten Monaten in Kommentaren und Facebook-Posts geäußert habe. Explizit wird auf einen Beitrag in der Huffington Post gegen Alice Schwarzer Bezug genommen, der einseitig das Bild attraktiver Männer propagiert habe. In einem Beitrag für „Männer“ seien emanipatorische Kräfte der Queer-Bewegung als „queere Ideologen“ und „queere Sexdiktatoren“ verunglimpft worden. In der November-Ausgabe des Magazins sei ein schwuler Politiker von ProKöln verharmlosend porträtiert worden. Eine differenzierte Auseinandersetzung bleibe der Journalist in der Regel schuldig.

Die Bruno Gmünder GmbH, die die Zeitschrift „Männer“ herausgibt, hat mittlerweile eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Entscheidung der DAH bedauert und an David Berger als Chefredakteur festhält. Jeder Kunde habe das Recht zu einer solchen Entscheidung, so die Geschäftsführer Michael Taubenheim und Frank Zahn. Man freue sich aber, dass man mit David Berger „einen der renommiertesten und profiliertesten Journalisten“ habe. Dieser solle auch in Zukunft „Impulse in der Meinungsbildung und Diskussion zu gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Fragen (der schwulen Community und darüber hinaus) setzen“.

Der Vorstoß der DAH kommt nur wenige Wochen, nachdem die neue Bruno Gmünder GmbH aus dem Insolvenzverfahren des Verlages hervorgegangen war. Seitdem ist Tino Henn, der dem Vorstand der DAH angehört, nicht mehr Geschäftsführer des Verlages und damit Verleger der „Männer“ und Chef von David Berger. Ohne den Verlegerwechsel hätte die DAH diese öffentliche Erklärung wohl kaum wagen können, ohne Tino Henn in große Verlegenheit zu bringen.

Der Konflikt zeigt eine neue Entwicklung in der Community. Bisher waren die Bewegung und ihre führenden Repräsentanten oft eher links bzw. emanzipatorisch einzuordnen. Viele Schwule und Lesben, die sich in ihrer privaten Nische fern von der Szene häuslich eingerichtet hatten, hatten die Verbindung zur Bewegung zwar schon lange verloren, stellten deren Arbeit und Verdienste aber auch nicht in Frage. Mit David Berger gibt es nun seit einiger Zeit einen Mann, der genau dies tut, der die organisierte Community, ihre Arbeit und ihre Repräsentanten öffentlich unter Druck setzt. Wer die entsprechenden Kommentare und Antworten auf Facebook liest, der kann erahnen, welches Potenzial noch in diesem Konflikt steckt. Man kann nur vorsichtig hoffen, dass diese Auseinandersetzungen keinen Schaden, sondern Nutzen für die Community bringen werden.

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