Gesellschaft
   11 Jahre
Foto: Break The Chains/ Checkpoint Zürich

Ein Monat ohne neue HIV-Infektion

Die Schweizer haben sich ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt: Im April soll es keine HIV-Neuinfektion bei schwulen Männern geben. Die Aktion heißt „Break The Chains“ und wurde vom Bundesamt für Gesundheit und den Schweizer Checkpoints gestartet. Grund ist die Tatsache, dass HIV meist von den Männern übertragen wird, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. „Break The Chains“ will die HIV-Infektionsketten durchbrechen, indem alle schwulen Männer aufgerufen werden, einen Monat lang ihr Risiko auf Null zu minimieren. Nach Ablauf des Monats können sich die Teilnehmer bei den Checkpoints für 10 Franken auf HIV testen lassen und damit Gewissheit verschaffen.

Professor Pietro Vernazza, Chefarzt der Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen und Spezialist für HIV und Aids, erläutert den medizinischen Hintergrund: „Break The Chains setzt eine Erkenntnis aus der Theorie in die Praxis um: Am höchsten ist die Übertragungsgefahr in den ersten Wochen nach einer Ansteckung mit dem HI-Virus.“ Genau dann wüssten jedoch die meisten Neuinfizierten noch nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Das mache die so genannte Primoinfektion umso gefährlicher. Wer bei der Kampagne mitmacht, minimiert sein Risiko während vier Wochen durch konsequenten Safer Sex oder andere Wege.

„Man muss die Viren zählen, nicht die HIV-Positiven.“

Safer Sex funktioniert nach wie vor als Schutz vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus. Doch für Vernazza ist die einseitige Fixierung auf Kondome nicht mehr zeitgemäß: „Wir müssen akzeptieren, dass nicht alle Menschen immer nur mit Kondom Sex haben.“ Den meisten HIV-Positiven rät Vernazza zu einer Therapie, was auch die Zahl der Viren deutlich verringert. Er plädiert für einen neuen Denkansatz, mit dem auch „Break The Chains“ operiert: „Es reicht nicht, die Menschen in HIV-Positive und in -Negative einzuteilen. Man muss die Menge der Viren in der Gesellschaft anschauen. Je weniger HI-Viren es gibt, desto weniger Menschen laufen Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren“, sagt Vernazza.

Im Mai können sich die Teilnehmer an einem der Checkpoints testen lassen. „Ein HIV-Test kann zu diesem Zeitpunkt verlässlich eine Infektion mehr als vier Wochen vorher ausschließen“, so Vernazza. Der Test sei ein wichtiger Teil von „Break The Chains“. „Denn wir wissen, dass Menschen, die von ihrer HIV-Infektion wissen, konsequenter die Weitergabe der Infektion verhindern wollen, als Betroffene, die nichts davon wissen.“ In der Schweiz entfällt momentan über die Hälfte der HIV-Neuinfektionen auf schwule Männer. Ohne eine zusätzliche Gesundheitskampagne würde sich die Anzahl schwuler Männer mit einer HIV-Infektion bis 2020 voraussichtlich verdoppeln.

www.breakthechains.ch

 

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