Köln
   13 Jahre
Foto: Viktor Vahlefeld & Volker Glasow

Gay Games zahlungsunfähig

"Wir hatten in der Woche der Spiele sehr viele unvorhergesehene Ausgaben, aber ich denke, wir streben immer noch auf die schwarze Null zu", erklärte uns im August noch der Co-Präsident der VIII. Gay Games Cologne, Michael Lohaus. Erreicht wurde die nun aber augenscheinlich nicht: Die games cologne gGmbH hat Insolvenz angemeldet.

Wilde Spekulationen

Spekuliert wurde bereits reichlich im Vorfeld der Spiele, ob die Gay Games ihre Zahlungsverpflichtungen einhalten können würden - gar allzu groß schienen die Pläne, gar allzu chaotisch empfand manch einer die Organisation. Die Teilnehmerzahlen (10.000 statt der erhofften 12.000 Sportler) und vor allem auch die Verkaufszahlen der Eintrittskarten zur spektakulären Eröffnungszeremonie blieben hinter den Erwartungen zurück. "Wir sind natürlich vom Kartenverkauf alles andere als begeistert, das wird in die Rechnung mit einfließen", räumte Lohaus kurz nach den Gay Games ein. Und bereits seit dem Zuschlag 2005 hatten die Kölner Monat für Monat eine Lizenzgebühr in Höhe von 5.000 US-Dollar an den Dachverband, die Federation of Gay Games (FGG), zu zahlen.

Viele Gläubiger mussten jedenfalls lange auf die Begleichung ihrer Forderungen warten, andere gar vergebens. Während sich die CSD Tanz GmbH, Veranstalter der Eröffnungsparty in der Lanxess Arena, bereits Mitte August 2010 über die Erlöse der Ticketverkäufe freuen durfte (abgerechnet über die Gay Games), mussten Veranstaltungslocations oder Künstler oft Monate lang auf Gelder warten – noch bis vor wenigen Wochen wurden unseren Informationen zufolge Beträge überwiesen.

Claudia Lenzen, Inhaberin der Blue Lounge, möchte nach ihren Erfahrungen mit den Organisatoren der Gay Games nie wieder eine derartige Kooperation eingehen. Gemeinsam mit Geschäftspartnerin Ursula Iseken veranstaltete sie "Triumph & Temptations", die offizielle Frauenparty zu den Spielen. Ihre Abschlussrechnung habe mit der der Gay Games nicht übereingestimmt, von den Kartenvorverkäufen habe sie überhaupt kein Geld gesehen.

"Zuversichtlich in die Zukunft schauen"

Ende Februar, ein halbes Jahr nach den Spielen, meldete sich ein Gläubiger bei der Redaktion, der nach eigener Schilderung verzweifelt um die Begleichung seiner Rechnungen kämpfte: "Das Volumen lag im mittleren fünfstelligen Bereich. Nach problemloser Durchführung, Rechnungsstellungen und Erinnerungen war die Geschäftsführerin Annette Wachter für mich nicht mehr erreichbar." Auf Mails, Faxe und Anrufe sei nicht reagiert worden.

Das Unternehmen habe sich daraufhin direkt ans Kölner Rathaus gewandt, schließlich hatte Oberbürgermeister Jürgen Roters während des ColognePride im Interview mit der rik noch davon gesprochen, unter bestimmten Umständen der games cologne gGmbH unter die Arme greifen zu wollen. "Sollte aus irgendeinem Grund etwas Unvorhersehbares passieren, was wir nicht hoffen und auch nicht erwarten, dann werden wir die Veranstalter nicht allein lassen", erklärte der OB seinerzeit im Gespräch mit Torsten Bless. "Aber es gibt keinen Grund, darüber nachzudenken, weil die notwendigen Zahlen für eine schwarze Null bereits überschritten sind." Geholfen habe der Appell an Roters allerdings nichts. Für eine kurzfristige Stellungnahme konnten wir den Oberbürgermeister bislang nicht ans Telefon bekommen.

UPDATE AUF DER NÄCHSTEN SEITE:

Co-Präsident Michael Lohaus zu den Gründen des Verfahrens

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