Gesellschaft
   6 Jahre
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HIV-Selbsttest

Voraussichtlich ab Herbst werden in Deutschland HIV-Selbsttests (auch bekannt als „Heimtests“) erhältlich sein. Die dafür notwendige Änderung der Medizinprodukteabgabeverordnung hat heute Gesundheitsminister Jens Spahn angekündigt.

Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt diese Maßnahme. Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Die Einführung des HIV-Selbsttests ist ein wichtiger Fortschritt. Sie wird dazu beitragen, dass mehr Menschen möglichst früh von ihrer HIV-Infektion erfahren und eine Therapie in Anspruch nehmen können. Das verhindert Aids-Erkrankungen und weitere HIV-Übertragungen.“

Selbsttest kann Hemmschwelle senken

Den HIV-Test selbst zu Hause durchführen zu können, kann die Hemmschwelle senken. Manche Menschen scheuen sich, in einer Arztpraxis, im Gesundheitsamt oder in einem Checkpoint der Aidshilfe danach zu fragen. Gründe können zum Beispiel Scham oder Angst vor einer negativen Bewertung ihres sexuellen Verhaltens sein.

Andere Menschen schieben den Test vor sich her. Wenn sie den Selbsttest einfach in der Apotheke, der Drogerie oder im Online-Handel kaufen können, kann das motivieren, sich früher oder häufiger auf HIV zu testen.

Je früher, desto besser

„Heute ist klar: Je früher man von seiner HIV-Infektion erfährt, desto besser“, erklärt Sylvia Urban. „Wer rechtzeitig behandelt wird, hat eine fast normale Lebenserwartung und kann leben wie andere Menschen auch. Es lohnt sich, Bescheid zu wissen!“

Gut informiert und beraten

Ein HIV-Test empfiehlt sich immer, wenn eine Übertragung stattgefunden haben könnte. Schwulen Männern empfiehlt die Deutsche AIDS-Hilfe einen jährlichen Routine-Check, da sie statistisch ein höheres Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.

Wichtig: Wer den Selbsttest durchführen möchte, sollte sich vorher gut informieren, welche Fabrikate geeignet sind, wie er durchzuführen ist und wie die Ergebnisse zu interpretieren sind. Das Testergebnis ist 12 Wochen nach einer möglichen Übertragung zuverlässig.

Begleitende (anonyme) Beratung durch Angebote der Aidshilfen ist persönlich, telefonisch und per E-Mail sowie für schwule Männer auch im Live-Chat möglich. (Links zu Informationen und Beratungsangeboten siehe unten).

Viele leben unwissentlich mit HIV

Zurzeit leben in Deutschland nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts rund 12.700 Menschen unwissentlich mit HIV. Von den 3.700 HIV-Diagnosen im Jahr 2016 erfolgten 1.100 erst, als bereits eine Aids-Erkrankung oder ein schwerer Immundefekt aufgetreten war, also viel zu spät.

„Um Spätdiagnosen zu vermeiden, brauchen wir möglichst vielfältige passgenaue Testmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen. Der Selbsttest kann dabei ein wichtiger zusätzlicher Baustein werden“, sagt Sylvia Urban.

Kein Aids mehr bis 2020

Die Deutsche AIDS-Hilfe setzt sich mit ihrer Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ für frühe Diagnosen ein. Für das Ziel, dass niemand mehr an Aids erkrankt, ist freilich noch mehr nötig als der Selbsttest:

„Auch die Angst vor Diskriminierung im Falle eines positiven Test-Ergebnisses lässt Menschen vor dem Test zurückschrecken. Wir müssen uns für einen respektvollen und selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Menschen stark machen“, betont Urban.

Informationen zum Selbsttest auf aidshilfe.de

Beratungsangebote der Deutschen AIDS-Hilfe

Kampagne „Kein Aids für alle!“

 
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