Köln
   13 Jahre
Foto: Hans Scherhaufer

Homophobie in Prada

Mit Benedikt XVI. kommt im September ein Papst nach Deutschland, der bislang den absoluten Höhepunkt in Sachen Homophobie der gesamten neuzeitlichen Geschichte der katholischen Kirche darstellt.
Das Bild, das Benedikt von homosexuellen Menschen verbreitet, ist unzweideutig: Ihre Veranlagung ist "objektiv gegen den Willen Gottes gerichtet". Die Handlungen, die daraus entspringen, sind "böse", "verirrt", "zutiefst unmoralisch". Die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft ist der "Gipfelpunkt einer anarchischen Freiheit", die jede Moral und alle sittlichen Grundlagen der Gesellschaft zerstört. Wer diesen Menschen gegenüber Toleranz einfordert, fordert eine "Toleranz des Bösen" und verstößt letztlich gegen die Menschenwürde.

Die päpstliche Homophobie kommt gerade in jenen Ländern zum Ausdruck, wo man sich ein Einverständnis mit den Machthabern und der Mentalität der wenig gebildeten Bevölkerungsschichten verspricht. Dort, wo Pride-Demonstrationen politisch am notwendigsten wären, unternimmt man von Seiten des Papstes aus alles, um diese verbieten zu lassen bzw. gegen die Demonstranten vorzugehen. Ihre besonders perverse Steigerung schließlich erlebte solch päpstlich verordnete Homophobie in Aussagen, zu denen sich im vergangenen Frühjahr der ständige Vertreter des Vatikans bei der UNO hinreißen ließ. Die eigentlich Verfolgten und Diskriminierten seien heute nicht die Homosexuellen, sondern die Christen, die sich deren verderblichen Umtrieben in den Weg stellten. Für die Staaten müsste unbedingt weiterhin das Recht gelten, Homosexualität "gesetzlich zu untersagen" und strafrechtlich zu verfolgen.

Nun wird man sich mit Henryk M. Broder beruhigen können, der uns in der "Welt" vor einigen Wochen wissen ließ: Ihr habt doch alles, was man sich an Freiheiten wünscht! Der Papst lässt keinen von euch steinigen und es gibt "Gay-Games, Gay-Hotels, Gay-Kreuzfahrten, Gay-Banking, Gay-Kreditkarten"!

Na also: Wenn wir eine schwule Kreditkarte haben, was interessieren uns da die Schwulen, die in Uganda von fanatisierten Christen in vorauseilendem Gehorsam bedroht und totgeschlagen werden? Wenn wir unseren Abend im Gay-Hotel genießen, was beschäftigen uns die Jungs aus den Schwulenbars von Zagreb, die nach jeder homophoben Predigt des Primas von Kroatien damit rechnen können, dass just am gleichen Abend aufgehetzte Schlägertrupps durch die Gay-Szene ziehen?

Selbst wenn uns all diese Menschen völlig gleichgültig sind, dann sollte eines uns nicht egal sein: Der Wunsch, nicht nur heute weithin, sondern auch in Zukunft als Homosexueller in Deutschland die gleichen Freiheiten und Rechte wie Heterosexuelle zu besitzen. Der lautstarke und unübersehbare Protest gegen den Papstbesuch sollte in diesem Sinne ein eindeutiges Signal sein: Keinen noch so kleinen Schritt weit öffnen wir unsere Türen der Homophobie, auch wenn sie in vermeintlich harmlosen, roten Prada-Schuhen anklopft!


David Berger ist Autor des Buches "Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche" (Ullstein-Verlag) und lebt in Köln.
 

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