Gesellschaft
   13 Jahre
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Kicker-Lesben? Fehlanzeige

Nun ist er also geplatzt, der Traum vom Weltmeistertitel im eigenen Land. Aber was hat sich bewegt im Umgang mit weiblicher Homosexualität im deutschen Frauenfußball?

Emotional geladen

Dass die Medien sich während des Turniers nicht nur mit den sportlichen Erfolgen und Misserfolgen der Spielerinnen beschäftigen würden, das war sicherlich zu erwarten. Überraschend ist allerdings, wie viele emotional geführte Diskussionen elf kickende Mädels auslösen können - und in welcher Ausführlichkeit über die Rolle der Frau innerhalb des Sports und innerhalb der Gesellschaft diskutiert wurde.

Einen Tiefpunkt konnte man in der Sendung "Hart aber Fair" am 06. Juli ausmachen. In illustrer Runde diskutierten unter anderem die "Frauenfußballexperten" Ulli Stein (Torwarttrainer in Aserbaidschan) und Tanz-Juror Joachim Llambi das Thema "Das verordnete Sommermärchen - müssen jetzt alle Frauenfußball gut finden?". Munter, frisch und fröhlich wurden dabei Klischees in Frank Plasbergs TV-Sendung ausgetauscht - so etwa, ob Fußball spielende Frauen denn auch ästhetisch anzusehen seien.

Ausgesprochen wurde es während der Sendung zwar nicht, zwischen den Zeilen war es aber doch zu lesen: das altbekannte Stereotyp der lesbischen Mannsweiber, die den Herren der Schöpfung ihre letzte verbliebene Bastion (neben dem Baumarkt) nun auch noch streitig machen.

"Keine Fragen zum Privatleben"

Ohne Zweifel sind viele Spielerinnen im Profifußball mit Frauen liiert. Damit offen umzugehen und ein Zeichen für einen toleranten Umgang mit Homosexualität in der Öffentlichkeit einzufordern, davon ist Fußballdeutschland noch weit entfernt. Interviews mit dem Lesben-Magazin "L-Mag" wurden von diversen Top-Spielerinnen wie Inka Grings oder Linda Bresonik entweder abgesagt oder sollten unter der Prämisse geführt werden, dass sie keine Fragen zum Privatleben beantworten müssen.

"Es darf kein Zwang bestehen, über Privates reden zu müssen", erklärte Steffi Jones, Präsidentin des WM-Organisationskomitees, dazu vielsagend.
Selbstverständlich sollte niemand zu einem öffentlichen Coming-out gezwungen werden. Ein unverkrampfter Umgang mit der eigenen sexuellen Identität aber sieht sicherlich anders aus.

Femininere Sportkleidung?

Die FIFA kann über solche Äußerungen nur glücklich sein. So nämlich passt das sportliche Großereignis gut in die Marketingstrategien eines Sepp Blatters, der bereits 2004 vorgeschlagen hatte, die Fußballerinnen in "femininere Sportkleidung" zu stecken, damit man neue Geldgeber anlocken könne.

Vom bekanntlich hohen Anteil an Lesben im Spielerinnenkader ist von offizieller Seite hingegen weiterhin keine Rede. Man schweigt ihn tot - und das, obwohl der DBF beim diesjährigen CSD in Berlin doch sogar mit einem eigenen Wagen an der Parade teilgenommen hatte.

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