Gesellschaft
   15 Jahre
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Lebensformen schwuler Väter

Nachdem Helmut (52)* seiner Frau von seiner Homosexualität erzählte, einigten sich beide auf ein Arrangement: Sonntag nachmittags würde Helmut bei Saunabesuchen oder Sexdates seine erotischen Wünsche ausleben können, den Rest der Woche über bliebe alles beim Alten. Ein Arrangement, das mittlerweile in sein zehntes Jahr geht.

Leben zwischen den Welten - Lebensformen schwuler Väter

Thomas aus Gelsenkirchen hat sich dagegen in seinem gesamten Umfeld geoutet – und lebt weiterhin mit seiner Frau und seinen drei Kindern zusammen. Dirk Overwin lebt mit seinem Freund Andreas in der gemeinsamen Wohnung. Seit zehn Jahren sind sie mittlerweile zusammen, Andreas fünfzehnjährige Tochter wohnt momentan bei ihnen, Dirks zwölfjähriger Sohn verbringt jedes zweite Wochenende bei seinem Vater. Echte Hilfe im Gespräch. Den Entschluss, die Essener Selbsthilfegruppe zu gründen, fasste das Paar im Jahr 2006. Beide waren vorher Mitglieder bei den "Schwulen Vätern Dortmund" gewesen.

Doch die Gruppe war so gut besucht, dass es sich anbot, in Essen einen neuen Anlaufpunkt für Gesprächswillige zu schaffen. Mit der tatkräftigen Hilfe der örtlichen AIDS-Hilfe und deren Geschäftsführer Klaus-Peter Hackbarth wurde die neue "Schwule Väter"-Gruppe ins Leben gerufen und in das Essener Beratungsangebot eingebunden. "Wir wollen hier Lebenshilfe mit echter Überlebenshilfe geben", erklärt Overwin. Denn die Last, die auf den Männern lastet, die zum ersten Mal zu den Treffen kommen, darf nicht unterschätzt werden. "Manche laufen erstmal ein paar Runden vor der Tür, bis sie sich hereintrauen. Falls sie es überhaupt so weit schaffen." Hat ein schwuler Vater erst den Weg in die Gruppe gefunden, kann es manchmal zu heftigen Reaktionen kommen. "Manche stehen da und zittern am ganzen Körper."

Keine Angst

Doch genau hier kann die Gruppe helfen. "Wir lassen niemanden nach Hause gehen, der nicht wieder stabil ist." Außerdem ist bei Dirk und Andreas ständig eine Telefonnummer für Anrufe von schwulen Vätern bereit. Die Angst vor einem ersten Besuch der Selbsthilfegruppe möchte Dirk jedem Hilfesuchenden nehmen. "Niemand wird hier in eine bestimmte Richtung gestoßen. Wir versuchen nicht, jemanden zum Coming-Out zu bewegen. Was wir anbieten wollen, ist Hilfe und die Möglichkeit zum Gespräch,wenn sich jemand vor dieser schwarzen Wand wiederfindet, die sich plötzlich auftut, wenn ein Ehemann und vielleicht auch Vater sich auf einmal klar darüber wird, dass er schwul ist."

*Name geändert

 
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