Gesellschaft
   11 Jahre
Foto: LVH/ Jens Schulze

Liturgie für schwule und lesbische Segnungen

Die Evangelische Kirche kommt voran auf ihrem Weg zur Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften. Nachdem ein Positionspapier zur Familie im Sommer noch heftige Diskussionen ausgelöst hatte, weil darin auch gleichgeschlechtliche Lebensformen anerkannt wurden, scheint die Arbeit des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider langsam Früchte zu tragen. In zahlreichen Gesprächen und Interviews hat er seit Juni deutlich gemacht, dass das Papier nicht die Ehe und das Zusammenleben in einer klassischen Familie abwerte. Es gehe vielmehr darum, die substanziellen Werte der Institution Ehe auf andere Formen des Zusammenlebens anzuwenden.

Zu den Kritikern gehörte anfangs auch die Evangelische Landeskirche Hannover. Der dortige Bischofsrat hatte das Papier als „sozialpolitischen Beitrag“ abgetan, dem die vertiefte theologische Reflexion abgehe. Nun aber hat der Landesbischof von Hannover, Ralf Meister (Foto), Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare angekündigt. In einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst sagte Meister, dass derzeit eine entsprechende Liturgie erarbeitet werde. Die Zeremonie werde den bekannten Trauungsgottesdiensten ähnlich sein. Gegenüber der „Neuen Presse“ erklärte er, dass die Herausforderung vor allen Dingen in den Worten liege. Man könne schließlich nicht die klassischen Bibelzitate zu Mann und Frau verwenden. Meister sprach sich in dem Interview auch für das Adoptionsrecht von schwulen und lesbischen Paaren aus: „Wenn eine Prüfung ergeben würde, dass in einer homosexuellen Partnerschaft ein Kind sorgsam aufgehoben werden kann, kann man dem nicht widersprechen.“

Allerdings gibt es immer noch einige Gemeinden, die die Modernisierung des klassischen Familienbegriffs ablehnen. Der Pfarrer Hans-Gerd Krabbe aus Achern hat in einem offenen Brief „Zehn Fragen an den Rat der EKD“ gestellt. Das Schreiben wurde u.a. vom ehemaligen Landesbischof von Lübeck, Ulrich Wilckens, und dem Bonner Theologie-Professor Ulrich Eibach unterzeichnet. Darin wird das Einstampfen des Positionspapiers zur Familie gefordert. Wenn die EKD dies nicht mache, riskiere sie den Zerfall der EKD und die Spaltung der protestantischen Christen in Deutschland. Der Ratsvorsitzende Schneider zeigte sich überrascht über die Heftigkeit der Reaktionen und beklagte die Unsachlichkeit einiger Beiträge. In der morgigen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagt er: „Mir war schon klar, dass das Diskussionen gibt. Aber ich hatte unterschätzt, dass wir als Kirche mit unseren ethischen Positionen in Wahlkampfzeiten sofort parteipolitisch und koalitionsmäßig verortet werden.“ Einige Zuschriften seien persönlich verletzend „und von einer Selbstgerechtigkeit, wie ich es unter Christenmenschen nicht für möglich gehalten hätte“.

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