
"Vorurteile bekämpfen"
Starke Worte zum Start in die Pride-Saison: Im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" rief Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zum Bekämpfung von Vorurteilen gegen Schwule und Lesben auf.
Zu sich stehen können
Die hessische CDU-Politikerin benannte es als persönliches Ziel, "dass Homosexuelle zu jeder Zeit und an jedem Ort zu ihrer Sexualität stehen können – ohne Angst vor abfälligen Blicken, Beleidigungen oder gar körperlichen Übergriffen". Leider gebe es "immer noch viele Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen – auch im Sport", erklärte die Ministerin: "Auch unter Migranten ist Homophobie ein verbreitetes Problem."
Kristina Schröder eröffnet am 5. Juni die Berliner "Respect Gaymes", die unter dem Motto "Zeigt Respekt für Schwule und Lesben" stehen. Zum Fair Play gehöre ein respektvolles Miteinander, meinte sie: "Schließlich haben alle Sportler – egal welcher Religion, Herkunft oder sexuellen Identität – das gleiche Ziel."
Im Sport gebe es bereits einige positive Ansätze, so schwenkten lesbisch-schwule Fanclubs in den Fußballstadien bereits ganz selbstverständlich die Regenbogenfahne. Dies könne aber nur ein Anfang sein.
Beim Kampf gegen Vorurteile gegen Homosexuelle seien Politik, Gesellschaft und Sport „auf einem guten Weg - aber noch lange nicht am Ziel“. Ihr Ministerium unterstütze Projekte für eine gute Integrations- und Aufklärungsarbeit, so Ministerin Schröder, in deren Haus auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes angesiedelt ist.
Homofreundlich mit Grenzen
Schon zuvor zeigte die hessische Konservative Sympathien für schwule und lesbische Lebensweisen. Beim CSD in Frankfurt 2009 fuhr sie (noch als einfache Bundestagsabgeordnete) auf dem Paradewagen der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) mit.
Allerdings kennt ihre Empathie Grenzen, wie sie (schon als Ministerin) im letzten Dezember im Interview mit der "Welt am Sonntag" betonte: "Auch in homosexuellen Lebensgemeinschaften werden Werte gelebt, oft sehr konservative Werte. Ich finde gut, wenn Menschen eine Lebenspartnerschaft eingehen, um lebenslang füreinander Verantwortung zu übernehmen. Das sollte der Staat fördern. Eine völlige Gleichstellung mit der Ehe lehne ich jedoch ab. Denn ein prinzipieller Unterschied bleibt: Aus einer Ehe können Kinder hervorgehen – aus einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft nicht."
Differenziert bei Adoptionsfrage
In Sachen Adoptionsrecht nimmt sie mittlerweile eine etwas differenziertere Haltung ein, wie sie Ende Mai im Interview mit der "Focus" bewies: "Familie wandelt sich." 80 Prozent aller Kinder wüchsen noch immer "mit verheirateten Eltern auf. Die Ehe ist also nach wie vor der stabilste Rahmen für die Familie und hat deshalb die besondere Unterstützung des Staates verdient. Wir müssen uns aber davon verabschieden, ein bestimmtes Idealbild zu propagieren. Schließlich wachsen Kinder auch in nicht klassischen Familien durchaus behütet auf."
In schwulen und lesbischen Partnerschaften werde es darum schwierig, "denn da fehlt eben das jeweils andere Geschlecht. Das gilt natürlich auch für Alleinstehende – deshalb dürfen Homosexuelle bei Anträgen auf Adoption nicht schlechter gestellt werden als Alleinstehende".
Ihre Kabinetts-Kollegin, die FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, hatte am letzten Wochenende einen erneuten Vorstoß zur Öffnung der Adoption für gleichgeschlechtliche Paare gestartet.