Foto: CSD Stuttgart / Sven Mese

Homopolitik in Baden-Württ.

In Sachen Gleichstellung Homosexueller war Baden-Württemberg bislang alles andere als ein Musterländle. Teilweise mussten Paare auf der Kfz-Zulassungsstelle ihren Bund fürs Leben besiegeln. Das und vieles andere mehr könnte sich unter Grün-Rot künftig ändern.

Ländle hofft auf ein Ende des Schweigens

"Homosexuelle werden in diesem Bundesland schon viel zu lange wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Das muss aufhören!" Der Stuttgarter CSD-Vorstand Christoph Michl setzt große Hoffnungen auf den Machtwechsel in Baden-Württemberg. Dort wird mit Wilfried Kretschmann erstmals ein Grünen-Politiker voraussichtlich Ministerpräsident. "Jetzt besteht im Land erstmals die reelle Chance zum großen Sprung von Intoleranz zur Akzeptanz anzusetzen", so Michl.

Die Grünen im Ländle haben Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in ihrem Wahlprogramm einiges versprochen. Sie fordern nicht nur die Öffnung der Ehe und ein Adoptionsrecht für Homo-Paare. Sie wollen auch (so wie die SPD) die Umsetzung der Eingetragenen Partnerschaft in Baden-Württemberg endlich ändern: Dort werden die Verpartnerungen nicht immer in den Standesämtern durchgeführt, sondern auch bei anderen Behörden wie der Kfz-Zulassungsstelle. Bis zu 300 Euro verlangen die Kommunen für eine Verpartnerung - bundesweit üblich sind 40 Euro. "Ein Wildwuchs, der mancherorts in den vergangenen zehn Jahren zu staatlich legalisierter Diskriminierung geführt hat", wie der Stuttgarter CSD-Sprecher kritisiert.

Andere Akzente

Auch in der Jugendarbeit und der Schulaufklärung wollen die Grünen andere Akzente setzen. Einen weiteren Schwerpunkt setzen sie in ihrem Wahlprogramm im Bereich der Anti-Gewaltarbeit. Ihr Ziel formuliert die Partei sehr selbstbewusst: "Wir wollen Baden-Württemberg zu einem Vorreiter bei der Gleichstellung und der Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, transsexuellen und intersexuellen Menschen machen." So weit lehnen sich die Sozialdemokraten nicht aus dem Fenster, doch auch sie fordern "eine tolerante und offene Gesellschaft, in der die Menschen ihr Leben unabhängig von ihrer sexuellen Identität gleichberechtigt gestalten können."

"Legt man die Ankündigungen von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD vor der Wahl zu Grunde, müsste die Abschaffung der Länderöffnungsklausel im Bezug auf die Eingetragene Lebenspartnerschaft und damit die Angleichung an geltendes Bundesrecht eine der ersten Amtshandlungen von Grün-Rot sein", betont denn auch CSD-Sprecher Christoph Michl. Er hofft auch darauf, den künftigen Ministerpräsidenten für ein CSD-Grußwort gewinnen zu können - in der Vergangenheit geriet dies immer wieder zum Politikum.

"Gerne begleiten wir den dringend nötigen Wandel im Umgang mit homosexuellen Menschen in Baden-Württemberg hin zu einem deutlichen Mehr an Akzeptanz", so Michl. "Die schwul-lesbische Gemeinschaft ist jederzeit gesprächsbereit und freut sich auf einen ernsthaften Dialog statt dem bisherigen eiskalten Schweigen im Ländle."

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