Gesellschaft
   13 Jahre
Foto: Campus-Verlag

Rudolf Brazda gestorben

Am 3. August starb der mutmaßlich letzte noch lebende schwule KZ-Häftling in einem Krankenhaus im Elsass.

Letzter Zeitzeuge

Niemand hatte mehr so recht daran geglaubt, noch schwule Überlebende des Faschismus aufzutreiben. Doch pünktlich zur Einweihung des zentralen "Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Nationalsozialismus" meldete sich die Nichte von Rudolf Brazda bei der Berlin-Brandenburger Sektion des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD). Ihr Onkel war im August 1942 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und erst im April 1945 durch die Amerikaner befreit worden.

Der damals kurz vor seinem 95. Geburtstag stehende gebürtige Thüringer nahm am 27. Mai 2008 an der Zeremonie im Berliner Tiergarten teil. In einem persönlichen Schlusswort bekundete er, wie glücklich er sei, dass die Zeiten des Versteckens und der Angst für Homosexuelle in Deutschland vorbei seien: "Früher, versteckt, versteckt hast du gelebt, die ganze Zeit. Und ich finde, dass die Demokratie das Beste ist, was es gibt."

Bewegende Biografie

Der Berliner Soziologe und LSVD-Aktivist Alexander Zinn erzählte bei der Eröffnung des Mahnmals aus Brazdas bewegter Biografie und schrieb sie für die Nachwelt auf. "Das Glück kam immer zu mir" (Ausschnitt aus dem Buch-Cover) erschien im Frühjahr beim Campus-Verlag.

Rudolf Brazda selbst erlebte noch in seinen letzten Lebensjahren so etwas wie einen dritten Frühling, nahm als Ehrengast am Berliner CSD wie am Europride in Zürich teil. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy zeichnete den Wahl-Elsässer mit dem Orden der Ehrenlegion aus. Eine Entschädigung für seine KZ-Haft hat Brazda in Deutschland nie erhalten. Zuletzt verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand des mittlerweile 98-Jährigen rapide.

 

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