NRW
   12 Jahre
Foto: Vorstandsvorsitzender Kalle Wahle (2. Reihe, 2. v. r.) neben Bürgermeisterin Gudrun Hock und Dorothea Treichel-Linnenweber (vorne, 3. v. l.) am CSD Düsseldorf 2010 | Foto: Frank Steinberg

Vom Chaos zum Neuanfang?

 
Harmonisch geht anders, soviel kann man wohl sagen zur Mitgliederversammlung des CSD Düsseldorf e. V. Der Vorstand spricht inqueery.de gegenüber vom "Kot, der da aufgewühlt wurde", ein Mitglied wird bezichtigt, sich durch Betrug Vereinskapital angeeignet zu haben, die Protokollführerin überreicht noch am Ende der Sitzung ihre schriftliche Kündigung. Was war passiert?
 
Hintergründe
 
Hinter den Kulissen des Vereins brodelte es bereits seit einer ganzen Weile. Finanzielle Unstimmigkeiten in der Vereinskasse waren schon bei der letzten Mitgliederversammlung thematisiert worden, in der Kasse fehlte wohl ein vierstelliger Betrag. Zudem monierten zahlreiche Mitglieder den Umgang des Vorstandes mit den Vereinsfinanzen. Mit hochgezogenen Augenbrauen wurde auch zur Kenntnis genommen, welchen Moderator der Vorstand für den CSD engagiert hatte: den Vorstandsvorsitzenden Kalle Wahle selbst.
 
Um den Ablauf des Christopher Street Days nicht zu stören, wurde im Frühjahr diesen Jahres beschlossen, die strittigen Punkte erst nach den Paradefeierlichkeiten im Juni zu klären. Für diese Versammlung hatte man den 16. August vereinbart. Jedoch: Der Vorstand ließ die 14-tägige Einladungsfrist hierfür unkommentiert verstreichen. Auf zahlreiche empörte und irritierte E-Mails der Mitglieder reagierte die Führungsriege mit Schweigen. Ein Vereinsinsider beschreibt den Zustand: "Wir hatten den Eindruck, der Vorstand würde schlicht versuchen, die Sache auszusitzen. Wenn der nächste CSD näher rücken würde, könnte man dann argumentieren, dass es einfach zu knapp wäre, um jetzt den Vorstand zu wechseln. Diese Taktik kennen wir schon."
 
Schließlich meldete sich der Vorstand per Mail, räumte ein, dass "einige Dinge in unserem Verein nicht so gelaufen sind, wie es im ordentlichen Geschäftsbetrieb hätte sein können", erklärte das mehrwöchige Schweigen mit Krankheit zweier Vorstandsmitglieder und verkündete, dass es eine baldige Versammlung geben werde.
 
Kündigung zu Füßen geworfen
 
Diese findet schließlich am 9. September statt. Wenig überraschend: Der Abend lässt an dramatischen Szenen nichts zu wünschen übrig. Auf die Kritik der Mitglieder vorbereitet, gehen die Vorstände Kalle Wahle und Dorothea Treichel-Linnenweber zügig in die Offensive und beschuldigen den früheren Kassenwart, er habe die Fehlbeträge innerhalb der Vereinskasse zu verantworten, indem er etwa Quittungen gefälscht und Mieteinnahmen von Ständen einbehalten habe. Als Konsequenz hieraus solle ihm die Vereinsmitgliedschaft umgehend entzogen werden.
 
Der Beschuldigte jedoch streitet die Vorwürfe vehement ab. Als Treichel-Linnenweber ihm die schriftliche Kündigung überreichen möchte, verweigert er die Annahme, woraufhin ihm die Kündigung zu Füßen gelegt wird. "Es war eine groteske Situation", beschreibt ein Anwesender den Vorgang. Auf die Anfrage von inqueery.de, weshalb der Verein keine Anzeige erstatten würde, schweigt sich der Vorstand aus und spricht allgemein davon, nicht "weiter schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit" waschen zu wollen.
 
Diesen Kurs scheint zumindest eine Mehrheit der Mitglieder mittragen zu wollen. Denn obwohl der Kassenprüfer erklärt, dass „eine ordnungsgemäße Kassenprüfung [...] aufgrund von immer noch fehlenden Einzelbelegen und undurchsichtiger Kassenführung nicht möglich“ war, entlasten die Mitglieder in einer Abstimmung mehrheitlich den Vorstand.
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