Heute im Theater: FunHaus
Wir sind Gäste einer Eröffnung, aber es handelt sich nicht um eine ganz gewöhnliche Location: Madame begrüßt uns im FunHaus, dem neuen Club mit knackigen Jungs. Man sieht, dass die meisten Zuschauer noch nie in so einem Club waren, sie sehen zunächst unsicher aus. Nach einem Eröffnungssong werden uns die drei Boys des Abends vorgestellt, sie animieren uns in einem ersten Halb-Strip. Na ja, der eine hat ein bisschen viel Speck auf den Hüften, ob der in einem echten Club wirklich eine Chance hätte?
Danach stellen uns die drei in einer kleinen Führung das Haus vor und zeigen die Spielwiese, die Toys und das Separée. Wir gehen zurück zur Bar und trinken etwas. Plötzlich löst sich ein süßer Junge aus der Masse und stellt sich schüchtern vor Madame: Er braucht Geld und will hier arbeiten. Er muss nun zeigen, was er drauf hat.
Im Laufe des Abends passiert das immer wieder: Leute, die man für normale Besucher gehalten hat und die zum Schein sogar Eintritt bezahlt haben, übernehmen plötzlich eine Rolle, zum Beispiel als Freier, der sich exhibitionistisch vergnügen will. Die Besucher fangen an mitzureden, die Boys anzufeuern oder zu kritisieren, plötzlich müssen die Schauspieler improvisieren, sogar der Türsteher muss eingreifen...
„FunHaus“ ist ein ungewöhnlicher Theaterabend. Ein Dutzend Schauspieler, zum Teil noch auf der Schauspielschule, hat hier einen Event vorbereitet, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Stücke, die das Publikum einbeziehen, sind eher selten. Und der gewählte Schauplatz macht das ganze sogar politisch. Wir erhalten Einblicke in einen Teil des Nachtlebens, in dem es um Sex und Geld, Abhängigkeit und Gewalt geht. Das ist typisch für die Projekte des Adolesk-Teams, sie – so die Ankündigung – „beschäftigen sich vornehmlich mit den Wunden der Gesellschaft. So ist das neue Stück ‚FunHaus’ eine Allegorie auf die Ausbeutung des Menschen. Ausbeutung existiert in der spätkapitalistischen Gesellschaft als anerkanntes System der Unterdrückung und Entfremdung, meist ohne dass sich Folgen für die Verwerter daraus ergeben.“ Das ist bei uns anders: Zuschauer, die sich vorher gar nicht kannten, diskutieren hinterher noch auf der Straße über das Gesehene.
„FunHaus“ läuft noch einmal am 14.9. um 19 Uhr in der Bühne der Kulturen in Köln-Ehrenfeld, Platenstr. 32.