Köln
   11 Jahre
Foto: inqueery.de

Kölner CSD mit völlig neuem Team

Alles neu beim Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST): Nach einer teilweise dramatischen Mitgliederversammlung hat der Verein, der den CSD organisiert und sich als Dachverband der Community versteht, einen völlig neuen Vorstand. Größte Überraschung: Auch Markus Danuser, der dem Vorstand über zehn Jahre angehörte und lange Jahre so etwas wie das öffentliche Gesicht der Szene war, ist aus dem Amt geschieden.

Hinter der Kulissen hatte es in den letzten Monaten bereits ein heftiges Tauziehen gegeben: Sowohl die Rolle des Verbandes als auch seine führenden Personen wurden in Frage gestellt. Einer der Konflikte wurde in der Versammlung öffentlich: Vorstandsfrau Sabine Arnolds hatte nach dem letzten CSD ihre Mitarbeit weitgehend eingestellt, weil sie sich beruflich selbstständig gemacht und deshalb nicht mehr genug Zeit hatte. Sie wollte ihr Amt aber nicht zur Verfügung stellen, weil sie Angst hatte, dass Markus Danuser die Chance nutzen könnte, eine Nachfolgerin seiner Wahl durchzusetzen. Das für die Szene negative Ergebnis dieses Konflikts: Der lesbische Sitz des KLuST in der Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender blieb längere Zeit unbesetzt.

In der Folge diskutierte die Mitgliederversammlung sämtliche aufgeworfenen Fragen: Wieso engagieren sich so wenige Frauen und wie könnte man das ändern? Wie können Bisexuelle und Transgender stärker in die Arbeit eingebunden werden? Ist die Doppelrolle als CSD-Veranstalter und kommunalpolitischer Dachverband noch zeitgemäß? Wie kann das CSD-Straßenfest verbessert werden? Welche Schlussfolgerungen müssen aus den gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre gezogen werden? Und welche Strukturen braucht der Verband in Zukunft? Viele Fragen, aber wenige Antworten: Alle dazu vorgelegten Anträge wurden schließlich aufs nächste Jahr vertagt.

Alle fieberten der Vorstandswahl entgegen, die einige Rekorde mit sich brachte: 94 Stimmberechtigungen waren noch nie bei einer Mitgliederversammlung anwesend, gleich zehn Mitglieder wurden für die Wahl vorgeschlagen. Und nicht zuletzt: Noch nie gab es eine lesbische Mehrheit im Vorstand. Gewählt wurden nämlich drei Frauen (Daniela Voigt, Linda Katharina Kramer, Ina Wolf) und zwei Männer (Pascal Siemens, Jörg Kalitowitsch). Vier der bisherigen fünf Vorstände hatten schon vorher erklärt, dass sie nicht wieder kandidieren wollen.

Die größte Sensation: Markus Danuser verzichtete überraschend auf eine erneute Kandidatur, obwohl er im Vorfeld noch für sich geworben hatte. Öffentlich gab er dazu keine Erklärung ab, aber gegenüber inqueery.de sagte er, angesichts der anderen Kandidaten sei für ihn absehbar gewesen, dass sich keine gute Teamarbeit hätte entwickeln können.

Der neue Vorstand steht nun vor großen Herausforderungen: Es sind nur fünf Monate bis zum CSD, alle fünf sind neu im Amt und darüber hinaus hört auch noch der hauptamtliche Mitarbeiter Christian Kühlwein auf. Dieser Know-How-Verlust wird für die neuen Leute kaum zu kompensieren sein. Der Erfolg des CSD 2013 wird davon abhängen, ob es dem neuen Team gelingt, einen größeren Kreis von Ehrenamtlern mit Erfahrung zum Weitermachen zu motivieren. Wie man hört, trafen sich direkt nach der Mitgliederversammlung bereits Vorstandsmitglieder aus früheren Jahren und berieten darüber, wie sie dem neuen Vorstand unter die Arme greifen können. Insgesamt gibt es nach diesem Abend mehr offene Fragen als Antworten, nur eines ist klar: Der ColognePride beginnt am 22. Juni mit dem Fantasypride und endet am 7. Juli mit der CSD-Parade.

Unser Foto zeigt den neuen Vorstand, von links nach rechts Ina Wolf, Jörg Kalitowitsch, Linda Katharina Kramer, Pascal Siemens, Daniela Voigt

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